Nachdem am Freitag insgesamt 20 der fast 70 von der Festnahmewelle betroffenen Personen, darunter auch die Journalist*innen Esra Solin Dal, Semiha Alankuş und Mehmet Akdoğan, nach der staatsanwaltlichen Vernehmung in Amed gegen Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt worden waren, wurden am späten Abend drei weitere Journalisten aus dem Gewahrsam entlassen. Abdurrahman Gök, Cihan Ölmez und Lezgin Akdeniz sind wieder auf freiem Fuß, die Aussage des Journalisten Savaş Aslan steht noch aus.

Das autokratische Erdoğan-Regime hat vor einigen Tagen eine weitere Offensive im politischen Vernichtungsfeldzug gegen die kurdische Opposition eingeleitet. Seit dem vergangenen Wochenende sind im Rahmen von zwei verschiedenen Ermittlungsverfahren in ungefähr zwanzig Städten über 300 Personen festgenommen worden. Von 151 zur Fahndung ausgeschriebenen Personen wurden am Dienstag mehr als 120 festgenommen. 23 der Betroffenen waren nach einem polizeilichen Verhör am ersten Tag wieder freigelassen worden. Am Donnerstag wurden zwölf weitere Personen gegen Meldeauflagen freigelassen. Gegen 13 Personen, darunter die Journalistin Kibriye Evren, erging Haftbefehl. Der Vorwurf lautet in allen Fällen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“.

Die Türkei gilt als eines der größten Gefängnisse für Journalisten. Nach Angaben der Plattform „Solidarität mit den gefangenen Journalisten“ (Tutuklu Gazetecilerle Dayanışma Platformu, TGDP), befanden sich bis zum 21. September 217 Pressemitarbeiter*innen im Gefängnis. Erst vor wenigen Tagen wurde Seda Taşkın, Korrespondentin der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), nach zehn Monaten Untersuchungshaft zu einer Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt. Am Donnerstag nahm die Istanbuler Polizei die Journalistin und Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung, Servet Öner fest.