Aleviten protestieren in Istanbul gegen Repression

Alevitische Vereine haben im Istanbuler Stadtteil Kadiköy die Freilassung verhafteter Mitglieder gefordert.

Die Alevitische Bektaşi-Föderation (ABF) und der Kulturverein Pir Sultan Abdal (PSAKD) haben vor der Süreyya-Oper in Kadiköy gegen die Verhaftung ihrer Mitglieder protestiert. Am 22. März waren in der nordkurdischen Provinz Ezirgan (Erzincan) 16 PSAKD-Mitglieder wegen „Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ verhaftet worden.

Die Protestaktion, an der sich weitere alevitische und linke Organisationen beteiligten, wurde von der Polizei abgeriegelt. Die Aktivist*innen hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Wir fürchten uns nicht“ und riefen in Sprechchören „Wir sind nicht die Aleviten des Staates“, „Überall ist Erzincan, überall ist Widerstand“ und „Die Repression kann uns nicht einschüchtern“.

Im Namen der Istanbuler Zweigstellen des alevitischen Kulturvereins PSAKD erklärte Songül Tunçdemir, die AKP-Regierung versuche alle oppositionellen Stimmen zum Schweigen zu bringen. Nach Journalisten und Akademikern richte sich jetzt die Hexenjagd gegen alevitische Einrichtungen. Die jüngsten Verhaftungen seien eine Fortsetzung des alevitenfeindlichen Vorgehens des AKP-Regimes. „Der eigentliche Zweck der Verhaftungen ist die Gefangennahme der Aleviten. Diese Anstrengung ist jedoch umsonst. Ihr könnt uns unterdrücken und uns Probleme bereiten, aber wir werden niemals kapitulieren“, so Songül Tunçdemir.

Der ABF-Vorsitzende Muhittin Yildiz machte darauf aufmerksam, dass das Ermittlungserfahren in Ezirgan auf den Aussagen eines unbekannten Zeugen beruhe. „Per Notstandsdekret sind unsere Presseorgane verboten und Aleviten aus dem öffentlichen Dienst entlassen worden. Jetzt werden Mitglieder der alevitischen Bewegung verhaftet. Bei dieser Bewegung handelt es sich um eine der wichtigsten dynamischen Kräfte im Kampf für Demokratie. Die AKP versucht, sich ihre eigenen Aleviten zu kreieren und setzt ihre Assimilierungspolitik ungebremst fort. Wir werden unseren Kampf für die Gleichberechtigung der Glaubensrichtungen und die freie Ausübung unseres Glaubens jedoch niemals aufgeben“, erklärte Yildiz.