Aktionstag „Aufnahme statt Abschottung“ in Celle

Vor dem Celler Schloss hat eine Kundgebung unter dem Motto „Aufnahme statt Abschottung: #KeinPushbackIstLegal“ stattgefunden. Anlass war ein Aktionstag, zu dem unter anderem die Seebrücke aufgerufen hatte.

Wie in vielen anderen Städten in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern fand an diesem Samstag auch in Celle eine Kundgebung anlässlich des Aktionstags unter dem Motto „Aufnahme statt Abschottung: #KeinPushbackIstLegal“ statt. Zu dem Aktionstag hatten Balkanbrücke, Seebrücke und PRO ASYL aufgerufen. Zusammen mit fast 140 anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen fordern sie die sofortige Evakuierung und Aufnahme der Schutzsuchenden in Bosnien-Herzegowina.

Im verschneiten Schlosspark kamen für dieses Zeichen der Solidarität rund 50 Menschen zusammen. In Reden und auf Transparenten wurde ein Ende der europäischen Abschottungspolitik und die Aufnahme von Geflüchteten gefordert. Die sogenannte „neue“ Balkanroute verläuft seit der Grenzschließung Ungarns und den immer härteren Grenzregimen in Ländern wie Serbien durch Bosnien-Herzegowina. Dort sitzen Menschen auf der Flucht unter menschenunwürdigen Bedingungen fest mit dem Ziel, nach Europa zu gelangen.

Politik zeigt kein Interesse an Schutzsuchenden

Auf der Kundgebung gab es Reden von Einzelpersonen, sowie „Rheinmetall entwaffnen“, „LIST – Land in Sicht Transition“ und Attac. Eine Mutter betonte in ihrer Rede: „Wir haben reines Glück, dass ich und meine Kinder nach einer Schneeballschlacht in ein warmes Zuhause gehen und einen Kakao trinken können, denn wir haben ein Zuhause. Aber mein Kind könnte genauso gut in einem dieser scheiß Lager geboren worden sein, für die sich keine Sau interessiert. Die ganzen reichen Politiker, die jetzt Corona-Zulagen erhalten, denken nicht darüber nach, dass ihre eigenen Kinder in genauso einem Lager geboren sein könnten.“

Rüstungskonzerne schaffen immer neue Fluchtursachen

In einer weiteren Rede wurde die Rolle von Konzernen wie Rheinmetall erläutert: „Rüstungskonzerne wie Rheinmetall spielen beim Thema Flucht eine doppelte Rolle mit doppeltem Gewinn: sie schaffen durch ihre Waffenexporte immer neue Fluchtursachen und sind mehr und mehr gleichzeitig in die Fluchtbekämpfung involviert. In und um die EU blüht daher das Geschäft der als Grenzsicherung benannten Abschottung.“

Regierungen tun das, was Nazis wollen: Europa abschotten

Eine andere Rede analysierte: „Wenn man in die sozialen Netzwerke schaut, sieht man, dass sich die Nazis dadurch bestätigt fühlen, was an den Außengrenzen passiert, denn das ist was sie wollen. Und mehr oder weniger machen unsere Regierungen das, was die Nazis wollen, nämlich Europa abschotten – zur Festung ausbauen. Denn momentan wird Schutzsuchenden die Ankunft in der EU systematisch verweigert und anstelle eines Asylverfahrens erwartet die Menschen zum Beispiel in Kroatien eine gewalttätige Grenzpolizei, die sie mit brutalen Methoden zurück nach Bosnien-Herzegowina drängt.“

Brand in Lipa und Moria

Einen Tag vor Heiligabend gab es im Camp Lipa nahe der Stadt bosnischen Stadt Bihac einen großen Brand. Mit einem Schlag verloren mindestens 1.300 Menschen ihr letztes Dach über dem Kopf und sind somit schutzlos Schnee und Temperaturen von bis zu -11 Grad Celsius ausgeliefert. Schon vor dem Brand war die Lage für die Flüchtenden katastrophal, tausende Menschen mussten in Ruinen und Wäldern überleben. Im September hatte ein Feuer das Flüchtlingslager Moria in Griechenland verwüstet. Das Camp war berüchtigt für fatale humanitäre Zustände, doch auch das neue Camp Kara Tepe versinkt im Elend.

Nur die Namen der Camps wechseln

„Vucjak, Moria, Lipa - die Namen der Camps wechseln, doch was sie zeigen, bleibt gleich: Die EU setzt auf Abschottung um jeden Preis, anstatt humanitäre Lösungen zu entwickeln. Deutschland und andere EU-Staaten können und müssen die Menschen aufnehmen. Bei über 200 aufnahmebereiten Kommunen, bei hilfsbereiten Bundesländern, ist es eine Schande, wie das grausame Nicht-Handeln unter Merkel und Seehofer bleibt. Deshalb wollen wir, dass Celle ein sicherer Hafen wird“, endete die Moderation fordernd. Weitere Informationen gibt es unter www.seebruecke.org