Aktion in Hannover: Stop G7 – Eure „Fortschritte“ gehen wir nicht mit!

Am Sonntag beginnt der G7-Gipfel. In Hannover ist aus Anlass der kolonialen und zerstörerischen Realitäten des westlichen Kapitalismus gegen die Deutsche Bahn protestiert worden, die sich im Süden Mexikos am Vernichtungsprojekt „Tren Maya“ beteiligt.

Am Sonntag beginnt unter deutscher Präsidentschaft der dreitägige G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs der sieben größten westlichen Industrienationen. Unter dem höchst zweifelhaften Motto „Fortschritt für eine gerechte Welt“ will sich diese exklusive Runde aus Oberhäuptern der teilnehmenden Staaten USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Kanada und Japan im oberbayerischen Elmau unter anderem über die Klimakrise, soziale Gerechtigkeit und die wachsende Nahrungsmittelknappheit vor allem in Afrika besprechen. Mit mehr als positiv anmutenden Absichtserklärungen ist allerdings nicht zu rechnen. Vielmehr dürfte es den mächtigen Staaten des Westens darum gehen, ihre Privilegien gegenüber dem Rest der Welt zu verteidigen, um möglichst viel Profit für Konzerne und Reiche herauszuschlagen.

Koloniale Ausbeutungsverhältnisse des globalen Nordens

Um Menschen oder eine „gerechte Welt“ kann es bei dem Gipfeltreffen ohnehin nicht gehen. Schließlich sind die G7-Staaten Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Im Namen des Fortschritts bedienen sie sich weiterhin an den Ressourcen des globalen Südens, während die Erderwärmung gerade dort bereits massive Auswirkungen hat. Konzerne und die sie schützenden und unterstützenden Staaten des globalen Nordens halten koloniale Ausbeutungsverhältnisse aufrecht und entziehen sich ihrer Verantwortung. Die Folgen sind Landraub, Vertreibung und die Zerstörung von Ökosystemen und Kulturen. Lokale Proteste der Menschen gegen diese Verhältnisse werden kriminalisiert und Aktivist:innen bedroht, verschleppt, ermordet.


„Tren Maya“: Koloniale und zerstörerische Realitäten des Kapitalismus

Ein passendes Beispiel unter vielen für diese kolonialen und zerstörerischen Realitäten des Kapitalismus ist die Beteiligung des Tochterkonzerns der Deutschen Bahn „DB Engineering and Consulting“ am schlecht benannten Megainfrastrukturprojekt „Tren Maya“ (dt.: Maya-Zug) im Süden Mexikos. Das Projekt zerstört einen der artenreichsten Urwälder des Kontinents, vertreibt und enteignet die (indigene) Bevölkerung, und wird von der mexikanischen Armee verwaltet, gebaut und finanziell genutzt. Die Militarisierung der Region an der Grenze zu Guatemala muss auch als Vorgehen gegen die Migrant:innen gesehen werden, die über Mexiko in die USA gelangen wollen. Die lokale Bevölkerung wurde nicht ausreichend zum Projekt konsultiert, kritisiert auch die UNO.

Profit mit Slogan „Deutschlands schnellster Klimaschützer“

Für die kommenden Tage sind bundesweit eine Vielzahl von Aktionen, Protesten und Demonstrationen gegen die Zusammenkunft der sieben wichtigsten Industrienationen angekündigt. In Hannover versammelten sich bereits am Freitag einige Aktivist:innen vor dem Gebäude der Deutschen Bahn, um symbolisch die von einem Recherchenetzwerk erarbeitete Broschüre über die Beteiligung der DB Engineering & Consulting an dem zerstörerischen Megainfrastrukturprojekt „Tren Maya“ einigen Vertreter:innen des dort agierenden Konzerns zu überreichen. Außerdem wurden sowohl in dem Foyer der DB als auch vor dem Gebäude einige Transparente gezeigt; Sägespäne, die die Umweltzerstörung durch das Megaprojekt symbolisieren sollen, inszeniert sowie aufgenommene Redebeiträge abgespielt. Denn es muss auch inhaltlich darüber aufgeklärt werden, wie sich die DB ihre Profite erlangt, während sie sich mit dem Slogan „Deutschlands schnellster Klimaschützer“ schmückt.

DB verwickelt in globale Ungerechtigkeiten

Klar wird: um das Klima geht es nicht. Es wird das vermarktet, was gerade am meisten Profit einbringt. Die Realität dahinter sieht ganz anders aus. Genauso handeln auch die G7-Staaten, wenn sie sich nun angebliche Erfolge im Klimaschutz auf die Fahnen schreiben. Doch wir sollten ihnen nicht trauen und den Kampf für eine wahrhaft gerechte und ökologische Welt selbst in die Hand nehmen. Es gilt, sich den Ungerechtigkeiten und den Machenschaften der Reichen und Mächtigen entschlossen entgegenzustellen und eine globale Antwort zu finden, bei der die Menschen selbst im Mittelpunkt stehen und nicht der Profit einiger weniger. Auch in Hinsicht auf das am Donnerstag in Deutschland in Kraft getretene ILO-169-Abkommen zum Schutz indigener Rechte müsste die DB ihre Beteiligung zurückziehen.

„Wir wollen lokal darauf aufmerksam machen, dass deutsche Unternehmen wie DB Consulting & Engineering in Projekte verwickelt sind, die globale Ungerechtigkeiten verstärken. Dass diese Aktion im Rahmen des G7-Gipfels stattfindet, erklärt sich durch die Tatsache, dass dieser für neokoloniale Umweltzerstörung steht!“, sagte eine andere Aktivistin.

Der von der „Recherche AG des Netzes der Rebellion“ zusammengestellte Bericht „Tren Maya Made in Germany“ umfasst 83 Seiten und ist auf folgenden Webseiten frei verfügbar: https://deinebahn.com/ und: https://www.ya-basta-netz.org/tren-maya-made-in-germany/