Abschied von Hüseyin Narlı in Dortmund und Bochum

Der kurdisch-alevitische Journalist Hüseyin Narlı ist in Bochum beerdigt worden. Vor der Beisetzung fand eine bewegende Trauerfeier in Dortmund statt.

Der am Sonntag verstorbene Journalist Hüseyin Narlı ist in Bochum beerdigt worden. Vor der Beisetzung hat im alevitischen Kulturverein DAKME in Dortmund eine Trauerfeier stattgefunden. An der Gedenkveranstaltung nahmen neben Familienmitgliedern zahlreiche Arbeitskolleg:innen und politische Weggefährt:innen teil.

Die Veranstaltung begann mit einem alevitischen Ritual. Anschließend hielt Ayfer Ünlübayır, die Ehepartnerin von Hüseyin Narlı, eine Ansprache und sagte: „Dein Herz schlug für Kurdistan. Die Entwicklungen in Kurdistan haben dein Leben bestimmt. Je größer der Kampf wurde, desto mehr nahm auch deine Energie zu. Ein freies Kurdistan hast du nicht mehr erleben können. Du warst jedoch felsenfest davon überzeugt, dass auf diesem Boden eines Tages ein freies Kurdistan erblühen wird. Daran hast du niemals gezweifelt.“ Danach sang die Tochter Evin vor dem aufgebahrten Sarg das Lied „Lo wer meke” der kurdischen Musikerin Ayfer Düzdaş.

 

Viele weitere Anwesende ergriffen das Wort und erzählten von ihren Erinnerungen an den Verstorbenen. Der Journalist Suat Bozkuş wies auf Narlıs „internationalistisch-revolutionäre Persönlichkeit“ hin. Hüseyin Mat, Vorsitzender des alevitischen Europaverbands AABF, sagte: „Er hat mit seiner revolutionären Persönlichkeit einen großen Beitrag zum Kampf des kurdischen Volkes und der Aleviten geleistet. Für mich war die Zusammenarbeit mit ihm äußerst lehrreich.“

Der kurdische Autor Fuat Kav erklärte in einer Rede: „Er hat als Revolutionär gelebt. Ich kann nicht sagen, dass er uns verlassen hat, denn er hat uns ein Erbe hinterlassen.“ Weitere Reden wurden von Arbeitskolleg:innen der alevitischen Sender TV10 und Can TV gehalten, außerdem wurden Gedichte und Botschaften verlesen. Der alevitische Pir Mustafa Mısır sagte: „Menschen ähneln dem Land, auf dem sie geboren wurden. So war auch Hüseyin Narlı.“

Nach der Trauerfeier fand die Beisetzung auf dem Zentralfriedhof in Bochum statt.

Wer war Hüseyin Narlı?

Hüseyin Narlı hieß mit bürgerlichem Namen Ökkeş Ünlübayır und stammte aus einem alevitischen Dorf in Gurgum (tr. Maraş). Bereits in den frühen 1970er Jahren war er in der sozialistischen Bewegung in der Türkei aktiv. Nach seiner Flucht aus der Türkei lebte er seit Jahrzehnten in Bochum und setzte sich für die Rechte und die Organisierung der alevitischen Gesellschaft ein. Anfang der 1990er Jahre zählte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Zülfikar“, auch wirkte er bei der Gründung der alevitischen Fernsehsender TV10 und CAN TV mit und moderierte diverse Formate. Er verstarb im Alter von 65 Jahren an Krebs.