Journalist Hüseyin Narlı in Bochum gestorben

Der Journalist Hüseyin Narlı ist tot. Er verstarb am Sonntag im Alter von 65 Jahren in seiner Exilheimat Bochum an den Folgen einer Krebserkrankung. Für morgen ist eine Verabschiedung nach alevitischer Tradition angedacht.

Der Journalist Hüseyin Narlı ist tot. Er verstarb bereits am Sonntag im Alter von 65 Jahren in seiner Exilheimat Bochum an den Folgen einer Krebserkrankung, gegen die er seit drei Jahren ankämpfte. Wie seine Angehörigen mitteilen, ist für den morgigen Dienstag eine Verabschiedung nach alevitischer Tradition angedacht. Diese beginnt um 10:00 Uhr im alevitischen Kulturzentrum DAKME in Dortmund. Beigesetzt wird Hüseyin Narlı um 13:00 Uhr auf dem Zentralfriedhof in Bochum.

Gerührt gab sich die Familie des bekannten Journalisten und Autoren auch über die vielen Beileidsbekundungen seitens der kurdischen und alevitischen Öffentlichkeit. „Anstelle freundlich zugedachter Kranz- oder Blumenspenden bitten wir um eine Spende zugunsten von Heyva Sor a Kurdistanê”, wurde mitgeteilt.

Wer war Hüseyin Narlı?

Hüseyin Narlı, der bürgerlich Ökkeş Ünlübayır hieß, wurde 1955 in einem alevitischen Dorf in Gurgum (tr. Maraş) geboren. Als junger Gymnasiast war er bereits in den frühen 70er Jahren Teil von linken und revolutionären Strukturen. 1972 begann er an der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Ankara ein Chemie-Studium, wechselte 1975 an die Technische Universität Karadeniz in Trabzon, wo er Elektrotechnik studierte.

Hüseyin Narlı (farblich hervorgehoben) als Student, rechts daneben der Revolutionär und Journalist Suat Bozkuş

Politisch aktiv war Hüseyin Narlı zum damaligen Zeitpunkt im Vorstand der Sozialistischen Arbeiterpartei der Türkei (TSIP). 1977 zählte er zu den Mitbegründern des Verbands der sozialistischen Jugend (SGB) und wurde deren Generalvorsitzender. Wenige Monate nachdem sich das Militär am 12. September 1980 an die Macht putschte, setzte sich Hüseyin Narlı mit seinen Parteigenossinnen und -genossen nach Syrien ab. 1983 ging er nach Frankreich und wurde Mitglied im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Türkei/Einheit (TKP-B).

Nach einer Weile in Frankreich kam Hüseyin Narlı nach Deutschland, wo er sich in Bochum niederließ und Teil der alevitischen Bewegung wurde. Die letzten drei Jahrzehnte setzte er sich besonders für die Rechte und die Organisierung der alevitischen Gesellschaft ein und übernahm vor allem im Medienbereich eine Führungsrolle. Anfang der 90er zählte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Zülfikar“, auch wirkte er bei der Gründung der alevitischen Fernsehsender TV10 und CAN TV mit und moderierte diverse Formate. Für seine Weggefährt:innen ist der Tod von Hüseyin Narlı ein großer Verlust.