Şengal-Proteste in Genf, Hannover und Brüssel
In Genf, Hannover und Brüssel ist gegen die Truppenverlegungen der irakischen Armee und der südkurdischen Regierungspartei PDK in das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal protestiert worden.
In Genf, Hannover und Brüssel ist gegen die Truppenverlegungen der irakischen Armee und der südkurdischen Regierungspartei PDK in das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal protestiert worden.
Die irakische Armee hat innerhalb der vergangenen vier Tage 8000 Soldaten in das ezidische Siedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan verlegt. Die irakische Regierung begründete dieses Vorgehen mit dem Grenzschutz und der Ablösung der in der Şengal stationierten Kräfte. Allerdings wurden keine Truppen abgezogen, sondern neue Spezialeinheiten von Polizei und Militär in die Region gebracht. Diese Entwicklung geht auf ein im Oktober zwischen der Regierung in Bagdad und der südkurdischen Partei PDK geschlossenes Abkommen zurück.
Şengal ist eines der Angriffsziele der türkischen Armee in Kurdistan. Insbesondere die Widerstandseinheiten YBŞ (Yekîneyên Berxwedana Şengalê) werden vom Erdoğan-Regime und der PDK als der PKK zugehörig betrachtet. Aufgrund der engen Zusammenarbeit der PDK mit dem türkischen Staat ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch türkische Einheiten an der Mobilisierung beteiligt sind. Teil der Vereinbarung zwischen Bagdad und Hewlêr ist die Auflösung der ezidischen Selbstverteidigungskräfte.
Aufgrund dieser besorgniserregenden Entwicklung gehen seit Tagen Ezid*innen und andere Kurd*innen in Europa auf die Straße, so auch in Genf, Hannover und Brüssel.
Kundgebung vor dem UN-Sitz in Genf
Vor dem Sitz der UN in Genf haben Kurdinnen und Kurden mit einer Kundgebung vor einem weiteren Genozid am ezidischen Volk gewarnt. „Die Menschen in Şengal sind nicht allein“ und „Wir lassen den 75. Ferman in Şengal nicht zu“ stand auf Transparenten zu lesen. Der Begriff Ferman geht auf die offiziellen Massaker-Befehle osmanischer Sultane zurück. Seitdem werden die mittlerweile 74 organisierten Verfolgungs- und Mordwellen vom ezidischen Volk als Ferman bezeichnet.
„Şengal steht für die Geschichte des kurdischen Volkes“, sagte der Genfer CDK-Vorsitzende Salih Sağlam in einer Rede, „Das Schicksal der Ezidinnen und Eziden darf weder der PDK noch dem türkischen Staat überantwortet werden. Die Menschen in Şengal sind nicht allein.“
Am Genfer See wurde außerdem ein Transparent aufgehängt, um Solidarität mit Şengal zu bezeugen.
Hannover: Solidarität mit Şengal
Auch vor dem Hauptbahnhof in Hannover fand eine Solidaritätsaktion für Şengal statt, auf der gegen den auf türkischen Wunsch gefassten Besatzungsplan der irakischen Regierung und der PDK protestiert wurde.
Protest vor irakischer Botschaft in Brüssel
In Brüssel fand eine Protestaktion gegen das Besatzungsabkommen vor der irakischen Botschaft statt. „Wir werden keine Besatzung zulassen – weder durch den Irak noch durch die PDK, die Türkei oder den IS“, lautete der Tenor.