„Şebnem Korur Fincancı muss sofort freigelassen werden!“

Die Ärztekammer der Türkei stellt sich trotz der laufenden Hetzkampagne offensiv hinter ihre verhaftete Präsidentin Şebnem Korur Fincancı. Die international bekannte Medizinerin hat sich erneut aus dem Gefängnis zu Wort gemeldet.

Die Menschenrechtsabteilung der türkischen Ärztekammer TTB hat in Ankara erneut die Freilassung von Şebnem Korur Fincancı gefordert und deutlich gemacht, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Die TTB-Vorsitzende Fincancı war am 27. Oktober verhaftet worden, weil sie sich öffentlich für eine Untersuchung der Vorwürfe hinsichtlich des Einsatzes von chemischen Waffen in Kurdistan ausgesprochen hat.

Dr. Ali Karakoç, Leiter der Menschenrechtsabteilung, erinnerte daran, dass sich die TTB in ihrer 70-jährigen Geschichte für das Leben, die Wahrheit, den Frieden und das Gemeinwohl eingesetzt hat und Mitglieder des Zentralrats aus diesem Grund mehrfach vor Gericht gestellt worden sind. Dann wurde eine von Fincancı übermittelte Nachricht verlesen. „Wir werden unseren Kampf mit demselben hoffnungsvollen und aktivistischen Optimismus fortsetzen", so Fincancı in ihrer Botschaft aus der Vollzugsanstalt Sincan bei Ankara.

Dr. Ayşe Jini Güneş, Mitglied des Exekutivausschusses der Menschenrechtsabteilung, erklärte, dass die TTB zu den wichtigsten und transformativen Institutionen bei der Demokratisierung der Türkei und der Verbesserung der Menschenrechtslage gehören. Die Medizininer erinnerte daran, dass der damalige TTB-Präsident Prof. Dr. Nusret Fişek und weitere Vorstandsmitglieder vor Gericht gestellt wurden, weil sie sich für die Abschaffung der Todesstrafe ausgesprochen hatten. Güneş sagte: „Die Mitglieder des Zentralrats der TTB, die verurteilt wurden, weil sie für den Frieden eintraten oder sagten, dass Krieg ein Problem der Volksgesundheit ist, wird man sich auch in der Zukunft mit Respekt erinnern."

Menschenrechte fallen in den Aufgabenbereich der Ärzteschaft“

In Bezug auf die Rolle der TTB sagte Güneş: „Es sollte nicht vergessen werden, dass die TTB mit ihren alternativen forensischen Berichten maßgeblich zu den ersten strafrechtlichen Verurteilungen wegen Folter beigetragen hat, während Folter in den offiziellen forensischen Berichten aufgrund der Zerstörung der professionellen Autonomie ignoriert wurde. Prof. Dr. Şebnem Korur Fincancı, Vorsitzende des Zentralrats der TTB und Professorin für Rechtsmedizin, ist eine derjenigen, die zu all diesen Themen beigetragen haben. Es ist nicht hinnehmbar, dass sie ins Visier genommen und verhaftet wurde, nachdem sie gegenüber der Presse eine vorläufige Einschätzung zu einer kürzlich gestellten Frage über ihren Beruf abgegeben und zum Ausdruck gebracht hatte, dass die Angelegenheit untersucht und geklärt werden sollte. Gesundheit wird als Zustand des körperlichen, geistigen, sozialen und politischen Wohlbefindens definiert. In diesem Zusammenhang fallen die Menschenrechte in den Aufgaben- und Verantwortungsbereich der Ärzteschaft. Die Tatsache, dass Ärztinnen und Ärzte und ihre Berufsorganisation TTB aufgrund dieser Aktivitäten einem systematischen Druck durch die Behörden ausgesetzt sind, ist auch ein Eingriff in die berufliche Autonomie und das Recht auf Gesundheit der Gesellschaft."

Die TTB schweigt nicht: Freiheit für Şebnem Korur Fincancı

Weiter forderte Güneş: „Die Verhaftung von Şebnem Korur Fincancı aufgrund einer vorläufigen Beurteilung, die sie als Professorin für Rechtsmedizin vorgenommen hat, ist nicht hinnehmbar. Die TTB-Präsidentin muss sofort freigelassen werden."

Şebnem Korur Fincancı: „Bleiben Sie dran!“

Unterdessen hat sich die international bekannte Forensikerin Şebnem Korur Fincancı mit einer weiteren Botschaft aus dem Gefängnis zu ihrer Arbeit geäußert:

„Während ich eine ausführliche Information einschließlich des Algorithmus für unsere wissenschaftliche Auswertungspraxis vorbereitete, wurde ich leider mit dem Festnahme- und Verhaftungsprozess konfrontiert, bevor ich sie fertigstellen konnte. Um diese wissenschaftliche Studie zu vervollständigen, habe ich meine Kollegen um bestehende UN-Leitlinien und wissenschaftliche Ressourcen gebeten. Sobald ich sie bekomme, werde ich diese Studie fertigstellen und mit Ihnen teilen. Ich hoffe, dass ein solcher Algorithmus, der Licht auf die Wege der Wahrheitsfindung werfen wird, mein Beitrag für diejenigen sein wird, die wie wir auf der Suche nach der Wahrheit kriminalisiert werden. Bleiben Sie dran.“