20. Hungerstreiktag gegen die Isolation Öcalans

Der Hungerstreik gegen die Isolation von Abdullah Öcalan dauert bereits zwanzig Tage an. Gefangene warnen, bei Aufrechterhaltung der Isolation sei eine Umwandlung des gruppenweise geführten Hungerstreiks in einen dauerhaften Hungerstreik möglich.

Seit dem 27. November findet in verschiedenen türkischen Gefängnissen ein Hungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan und die mit der Corona-Pandemie massiv verschlechterten Haftbedingungen statt. Die Gefangenen lösen sich in Gruppen jeweils nach fünf Tagen ab. Am 17. Dezember übernimmt die fünfte Gruppe den Protest, erklärte Hüsnü Aşkan aus dem F-Typ-Gefängnis von Tokat in einem Telefongespräch mit Angehörigen. Er ist Teil der vierten Hungerstreikgruppe und berichtet, dass einige Gefangene mit dem Corona-Virus infiziert seien, sich aber niemand von der Verwaltung um sie kümmere. Auch die schwer kranken Gefangenen würden nicht ins Krankenhaus gebracht. Im Gefängnis von Bafra bei Samsun übernahm bereits am 16. Dezember die fünfte Gruppe den Hungerstreik.

Gefangene warnen vor unbefristetem Hungerstreik

Schon am 15. Dezember hatten Gefangene gewarnt, wenn dieser Hungerstreik in Gruppen nicht wirke, sie zu einem dauerhaften Hungerstreik ohne Ablösung übergehen würden. Mehmet Kurt, inhaftiert im Bünyan-Gefängnis Nr. 2 in Kayseri, erklärte im Telefongespräch gegenüber seiner Familie: „Alle unsere Rechte als Gefangene wurden uns genommen. Die Repression nimmt jeden Tag heftigere Ausmaße an. Fernseher, Radios und Zeitungen, alles, was uns mit der Außenwelt verbindet, wurde eingezogen.“ Er warnte: „Wenn unser Hungerstreik in Gruppen kein Ergebnis bringt, dann werden wir zu einem unbefristeten Hungerstreik ohne Ablösung übergehen.“

Isolation durch Hungerstreik durchbrochen

Der letzte unbefristete Massenhungerstreik, der darauf abzielte, die Isolation von Abdullah Öcalan zu beenden, fand 2018/19 initiiert von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven statt. Mehr als dreitausend Menschen im Gefängnis und auf der ganzen Welt schlossen sich diesem Hungerstreik an, der zweihundert Tage andauerte. Acht Menschen verloren dabei ihr Leben. Infolge des Hungerstreiks wurde die Isolation Öcalans vorübergehend aufgehoben, so dass seine Anwälte ihn fünfmal besuchen konnten. Seit mehr als einem Jahr herrscht jedoch wieder Totalisolation.