Rechtshilfefonds für Kurd:innen
In der 242. Ausgabe seines Infodienstes informiert der Kölner Rechtshilfefonds AZADÎ e.V. über aktuelle Entwicklungen und die Repression gegen die kurdische Bewegung und andere linke Strukturen in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Situation von Abdullah Öcalan.
Der Begründer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sitzt seit mittlerweile mehr als 25 Jahren unter Isolationsbedingungen auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali in politischer Geiselhaft. AZADÎ-Vorsitzender Elmar Millich erinnert an die Demonstration vor knapp drei Wochen in Köln, auf der zehntausende Menschen die Freilassung Öcalans einforderten. „Aber auch hier gab es im Vorfeld schikanöse Auflagen der Behörden über die Verwendung von Öcalan-Bildern“, kritisiert Milich. Über die juristischen Hintergründe berichtet der Leitartikel des AZADÎ-Infos.
Nachruf auf einen Freund des kurdischen Volkes
Im Infodienst ist auch ein Nachruf des Rechtshilfefonds auf einen langjährigen Freund des kurdischen Volkes zu lesen: „Erwin Bail wollte unbedingt die Autobiografie von Hatip Dicle („Ein Leben im Kampf für die Rechte der kurdischen Bevölkerung“) in einer Buchhandlung abholen, die er dort bestellt hatte. Obwohl es Tage zuvor geschneit hatte, fuhr er mit dem Fahrrad von seinem Wohnort nach Prien/Chiemsee. Auf der Rückfahrt ist er auf dem vereisten Weg gestürzt. Eine Passantin hat ihn mit ihrem Auto nach Hause gebracht. Die ärztliche Untersuchung ergab keine Knochenverletzung, aber er hatte große Schmerzen und konnte ein Bein nicht belasten. Wegen nötiger Besorgungen musste seine Lebensgefährtin ihn für eine halbe Stunde alleine lassen. Sie kam zurück und fand Erwin am 18. Januar tot auf dem Boden liegend. Er wurde 82 Jahre alt.“
„Erwin Bail wird unvergessen bleiben“
Erwin Bail sei „ein ganz großer Freund“ der Kurdinnen und Kurden gewesen, der sich solidarisch und empathisch an ihre Seite stellte, scharfe Kritik an der herrschenden Kriminalisierungspraxis in Deutschland und in der Türkei übte und übte und über Jahrzehnte die Arbeit von AZADÎ unterstützte. Nach fast jedem AZADÎ-Info, das er nur in Papierform haben wollte, erreichten den Rechtshilfefonds „erboste, Mut machende, teils mystisch formulierte, mit vieldeutigen Symbolen und Grafiken versehene Briefe“, die AZADÎ immer wieder faszinierten. „Er wird unvergessen bleiben“, so der Verein.
Adressen kurdischer Gefangener
In seinem Infodienst führt AZADÎ auch wieder die Postadressen mehrerer kurdischer Aktivisten und Politiker auf, die sich derzeit nach §129 b StGB in deutscher Untersuchungs- oder Strafhaft befinden. Der Infodienst kann kostenlos auf der Webseite des Rechtshilfefonds eingesehen und heruntergeladen werden: https://www.nadir.org/nadir/initiativ/azadi/AZADIinfodienst/info242.pdf