Reaktionen auf die Deklaration neuer Bergbaugebiete

Umweltverbände und Aktivist*innen reagieren auf die Errichtung neuer Bergbaugebiete in den Regionen Colemêrg und Wan und kündigen ihren Protest an.

Das türkische Ministerium für Energie und Rohstoffe hat mehrere Gebiete in den Regionen Wan und Colemêrg (türk. Hakkari) für den Bergbau freigegeben. Umweltverbände und Vertreter*innen politischer Organisationen kündigen ihren Protest an.

Colemêrgs unberührte Natur beherbergt ungefähr 1.100 unterschiedliche Pflanzenarten, weshalb der Honig aus der Region als einer der besten der Welt gilt. Dieses einzigartige Biotop könnte nun dem Bergbau zum Opfer fallen. Das AKP-geführte Ministerium für Energie und Rohstoffe macht den Weg frei, um die für ihre beeindruckenden Aussichten bekannten Seen und Täler in Abbaugebiete zu verwandeln.

Neben frühzeitlichen Felsmalereien beherbergt die Region auch viele Gletscher und Kraterseen. An den Hängen, die vom Berg Cilo ins große Zap-Tal führen, finden sich Wälder aus Wacholder, Weiden und Eichen. Mit dem Bau der Minen würden Tausende Bäume gefällt und die Gewässer verschmutzt. Auch Viehzucht und Landwirtschaft wären nicht mehr möglich, wodurch die ohnehin schon durch Krieg, Dorfzerstörungen und wirtschaftliche Probleme ausgedünnte, lokale Bevölkerung gezwungen wäre, ihre Heimat zu verlassen. Außerdem sind die Regionen Heimat von Bergziegen und -schafen, Bären, Wölfen, Luchsen, Dachsen, Mardern, Füchsen, Hasen, Rebhühnern, Enten, Gänsen, Kranichen und Wachteln.

Neue Abbaugebiete in Wan

Wie in Colemêrg wurden in der Region Wan ebenfalls drei neue Abbaugebiete deklariert. Zu den für den Bergbau freigegebenen Gebieten gehören auch die für ihre dichten Wälder bekannten Regionen Miks (Bahçesaray), Şax (Çatak) und Tuşpa (Tuşba). In den Wäldern finden sich Tausende weltweit einzigartige Pflanzen. Zudem werden Dutzende Dörfer durch die dort entspringenden Flüsse mit Trinkwasser versorgt.

Organisierter Protest kann Raubbau verhindern

Der Umweltaktivist Fatih Şahin glaubt, dass die lokale Bevölkerung und zivilgesellschaftliche Organisationen die Naturzerstörung aufhalten können, wenn sie gemeinsam vorgehen. Şahin betont, dass durch den Bergbau alle über- und unterirdischen Wasserquellen unbrauchbar würden. „Die Seen von Cilo-Sat, der Berg Govend und weitere Regionen sind auch aus historischer Sicht sehr wichtig. Sowohl aufgrund der historischen Schätze als auch der Naturwunder ist es nicht zu akzeptieren, wenn diese Gebiete zu Bergbaugebieten werden. Wir haben die Massaker an der Natur zuvor schon in anderen Regionen gesehen. Die Bevölkerung muss über dieses Thema informiert werden. Wenn die Bevölkerung sich organisiert, können wir verhindern, dass hier Minen entstehen. Wenn wir nicht organisiert vorgehen, werden unsere Felder und die Viehzucht wegen der Minen verschwinden”, so Şahin.

Hier darf keine Mine eröffnet werden

Der Vorsitzende des Umweltvereins ÇEV-DER in Wan, Ali Kalçık, erinnert daran, dass die nun als Bergbaugebiete deklarierten Regionen Miks, Şax und Tuşpa für ihre Wälder, ihr sauberes Wasser und ihre Artenvielfalt bekannt sind. Kalçık erklärt: „Hier soll Zerstörung an der Natur begangen werden. Sie wissen ganz genau, was sie tun, wenn sie ihre Unterschrift für diese Gräueltat geben. An diesen für ihre endemischen Pflanzen bekannten Orten darf kein Bergbaugebiet eingerichtet werden. Sollten die Minen eröffnet werden, würde alles, was es dort über oder unter der Erde gibt, zerstört werden. Nicht allein die Lokalbevölkerung darf sich gegen dieses Verbrechen stellen, alle müssen gegen diese Zerstörung protestieren. So wie uns vorher die Flüsse und Seen genommen wurden, wird jetzt versucht, unsere Berge zu zerstören.“

Protest gegen Straßenbau

Der Ko-Vorsitzende der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Gever (Yüksekova), Abulkerim Akdoğan, betont, dass die HDP auf allen Wegen daran arbeite, die Eröffnung der Minen zu verhindern. Dafür gäbe es Treffen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und es würde an einer Roadmap gearbeitet. Im Gespräch zum Thema sagte Akdoğan: „Diese Regionen sind ein Zentrum der Almwirtschaft. Tausende Menschen bestreiten so ihren Lebensunterhalt. Die Bevölkerung wird sowieso starken Protest gegen die Minen zeigen, die hier gebaut werden sollen. Die Menschen haben bereits gegen den Bau von Straßen protestiert, sie werden sich auch gegen Minen erheben.“