Dutzende Menschen aus der Klima-Gerechtigkeitsbewegung blockieren seit Montagmorgen den Abriss des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen. Sie folgen damit einem Aufruf der Initiative „Lützerath Lebt!“. Die Gruppe „Kein Grund für Kohle“ hat hierfür die Landstraße L277 bei Immerath-Alt gesperrt, eine weitere Person kletterte auf das Dach eines bedrohten Hauses. Im Verlauf des Vormittags werden viele weitere Demonstrant*innen erwartet. Die Ortschaft Lützerath soll dem Braunkohletagebau Garzweiler II zum Opfer fallen. Der Kohlekonzern RWE plant deshalb den Abriss von Häusern, obwohl in dem Dorf noch Menschen leben. Immer noch wehrt sich ein ansässiger Landwirt gegen seine Enteignung für den Tagebau.
„Es ist eine Schande, dass hier Menschen zwangsumgesiedelt werden"
Anfang letzter Woche begann RWE unter starkem Protest der örtlichen Initiativen mit den Vorbereitungen zur Zerstörung von drei Häusern. Von Aktivist*innen wurden unter anderem Hausdächer besetzt und ein literarischer Dorfspaziergang veranstaltet. Das Unternehmen reagierte mit einem massiven Aufgebot des Werkschutzes, der vergangenen Donnerstag einen Demonstranten verletzte, sowie Absperrungen um die drei bedrohten Häuser, erklärten Aktive der Klimagerechtigskeitsbewegung. Anfang November gab es bereits Proteste gegen Baumfällungen im Ort.
„Lützerath ist die rote Linie fürs Klima und damit für unser aller Zukunft. Wenn die Kohle unter Lützerath abgebaggert wird, kündigt Deutschland faktisch die 1,5°-Grenze auf. Dabei verlieren im globalen Süden schon jetzt Hunderttausende durch die Klimakrise ihr Zuhause“, stellt Lisa Neurat klar, die gemeinsam mit anderen Menschen seit mehreren Stunden trotz eisigen Temperaturen die Straße blockiert. „Es ist eine Schande, dass hier Menschen zwangsumgesiedelt und trotz Wohnraumknappheit Häuser abgerissen werden, nur um die Profite eines Konzerns zu steigern“, ergänzt Ilva Meyer. Seit dem Sommer besteht durch die Mahnwache Lützerath ein Anlaufpunkt vor Ort, an dem Menschen sich informieren und neue gemeinschaftliche Formen des Zusammenlebens erproben.
„Alle Dörfer bleiben!”
Neben Lützerath sollen in den kommenden Jahren auch die Ortschaften Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath abgebaggert werden. Dagegen wehren sich verschiedene lokale Initiativen. Anwohner*innen der Dörfer haben sich in der Gruppe „Alle Dörfer Bleiben!“ zusammengeschlossen, die vergangene Woche ebenfalls in Lützerath demonstrierte.