IS-Terror in Camp Hol wird in türkischer Besatzungszone gesteuert

Der IS hat erneut versucht, Waffen und Munition in das Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien zu schmuggeln. Laut Aussagen festgenommener IS-Mitglieder stammen die Waffen aus der türkischen Besatzungszone um Girê Spî.

Im Auffang- und Internierungslager Hol in der Nähe von Hesekê in Nordostsyrien sind knapp 60.000 Menschen untergebracht. Darunter sind Tausende Frauen und Kindern aus 48 Ländern, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) lebten. Der türkische Geheimdienst hat zum einen Netzwerke aufgebaut, um IS-Mitglieder aus dem Camp zu befreien. Zum anderen zeigt er intensive Bemühungen, das Camp unter IS-Kontrolle zu bringen. In Nordsyrien existiert ein breites Netzwerk, das sich von den türkischen Besatzungszonen bis nach Hol erstreckt.

Die nordostsyrischen Sicherheitskräfte haben im Februar eine großangelegte Operation gegen die IS-Zellen in Camp Hol durchgeführt. Dabei wurden Dutzende Zellen aufgelöst, etwa 200 Personen, darunter auch IS-Emire, wurden festgenommen. Die Operation war ein schwerer Schlag für den IS. Inzwischen arbeitet die Terrororganisation an ihrer Reorganisierung. Die passiven IS-Anhänger:innen unter den Bewohner:innen von Camp Hol sind reaktiviert worden.

Die Sicherheitskräfte des Camps haben vor einigen Tagen nach einem Hinweis eine Operation durchgeführt und dabei Waffen sichergestellt, die in das Lager geschmuggelt werden sollten. Darunter waren sechs AK 47, 48 Magazine, 1350 Schuss Munition, sieben Handgranaten und sieben militärische Schutzwesten. Die festgenommenen IS-Mitglieder haben in ihren ersten Aussagen angegeben, dass die Waffen aus der türkischen Besatzungszone um Girê Spî (Tall Abyad) stammen und weitere Lieferungen stattfinden sollen.

Die IS-Aktivitäten in Camp Hol wurden bis zur Besatzung von Girê Spî im Oktober 2019 von Idlib aus gesteuert. Danach wurde die Steuerungszentrale nach Girê Spî verlegt und an ihre Spitze der zuvor vom MIT aus dem Lager befreite IS-Emir Abu Omar, bekannt unter dem Namen „Chirurg“, gesetzt. Eine vierköpfige Zelle, die für mehrere Morde in dem Camp verantwortlich ist und bei einer der Operationen der Sicherheitskräfte festgenommen wurde, stand unter dem Befehl von Mersul Sami Muhammed Necim, der im „Islamischen Staat“ (IS) unter dem Namen Abu Velid bekannt ist. Mitglieder der Zelle sind außerdem Abu Velids Bruder Selam Sami Muhammed sowie Husam Tala Feryad und Mervan Halid Duleymi. Alle haben sich während der Befreiung der Region Deir ez-Zor in Ostsyrien unter die Schutzsuchenden gemischt und sind so ins Camp Hol gekommen. Bei den ersten Verhören nach ihrer Festnahme haben sie drei Angriffe im Lager gestanden. Alle sagten zudem aus, dass sie den Auftrag für die im Internierungslager begangenen Morde von Abu Omar bekommen haben.