Demonstration gegen Kriegsprofiteure von Daimler

Am Samstag wird das Münchner Solidaritätsbündnis für Kurdistan gemeinsam mit anderen Gruppen gegen den deutschen Autobauer Daimler auf die Straße gehen. Es geht dabei unter anderem um die Lieferungen von Militärfahrzeugen an die Türkei.

Der Mercedes-Stern steht nicht nur für den deutschen Autobauer Daimler, sondern auch für Deutschland als Industriestandort schlechthin. Für nicht wenige Menschen ist der Benz vorm Haus bis heute nicht nur ein Auto, sondern ein Statussymbol. Doch das Ansehen des Autoriesen wird zunehmend angekratzt, spätestens seit mit Fridays For Future die gescheiterte Verkehrspolitik in Deutschland und anderswo, und damit auch der Lobbyismus der Autoindustrie immer stärker in Kritik gerät. Doch die Kritik beschränkt sich nicht nur auf die schlechte CO2-Bilanz des Unternehmens, immer wieder taucht im Zusammenhang mit Daimler ein weiterer Kritikpunkt auf: Der Verkauf von Militärfahrzeugen an Armeen weltweit.

Die Produktion von Kriegsgerät nimmt auch das Münchner Solidaritätsbündnis für Kurdistan zum Anlass, um am Samstag, den 7. September gegen die Unternehmenspolitik des Konzerns auf die Straße zu gehen. „Wir versuchen dabei, sowohl die ökologische Zerstörung als auch die Unterstützung von Regimen wie dem in der Türkei anzuprangern“, erklärt eine Sprecherin des Bündnisses. Schon im Faschismus war Daimler-Benz nicht nur ein ziviles Unternehmen, sondern auch maßgeblich an der Produktion von Rüstungsgütern für die Wehrmacht beteiligt. Daimler-Benz profitierte von der Aufrüstung und auch vom antisemitischen und rassistischen Staatsterror der Nazis, während der Naziherrschaft wurden tausende Zwangsarbeiter*innen und KZ-Insass*innen bei Mercedes ausgebeutet. Und die Produktion von Kriegsgerät setzte das Unternehmen auch nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Unter dem Label „Mercedes-Benz Defence Vehicles“ exportiert Daimler-Benz Militärfahrzeuge in die halbe Welt – auch an Diktaturen wie Saudi-Arabien, Katar oder die Türkei.

Als im letzten Jahr der nordsyrische Kanton Efrîn von dschihadistischen Banden und der türkischen Armee besetzt wurde, gab es bundesweit immer wieder Kritik und Proteste gegen deutsche Unternehmen, die das Erdoğan-Regime unterstützen. Und diese Kritik traf auch Daimler, denn an vielen Truppentransportern und LKW der türkischen Armee prangt der Mercedes-Stern. Schon im vergangenen Jahr demonstrierten Münchner Antikriegs-Aktivist*innen deshalb vor dem dortigen Mercedes-Center.

Rund eine halbe Milliarde Euro verdient Daimler jährlich mit dem Verkauf von Rüstungsproduktion, in den mehrere hundert Seiten dicken Geschäftsberichten des Unternehmens kam dieses Geschäft in den letzten Jahren allerdings nicht vor. In den Chefetagen des Unternehmens weiß man warum: Profite mit Krieg machen sich nicht gut. Daimler legt Wert auf sein Image und versucht sich neuerdings auch einen grünen Anstrich zu geben. Am Samstag sind vor dem Mercedes-Center in München auch Infostände zu Elektromobilität aufgebaut. Beim Münchner Solidaritätsbündnis für Kurdistan sieht man auch das kritisch: „Elektromobilität ist nur ein weiterer Versuch, ein System und auch ein Verkehrssystem zu retten, das uns immer weiter in die Klimakrise führt“, erklärt die Sprecherin des Münchner Bündnisses. „Da geht es vor allem darum, die Absätze und Profite der Autoindustrie zu retten. Ökologisch gesehen bringen E-Autos wenig, den meisten Menschen ist doch inzwischen klar, wie CO2-intensiv die Herstellung von Elektroautos ist. Was wir brauchen, ist die Stärkung von öffentlichem Nahverkehr und die Entmachtung der Autoindustrie. Was wir brauchen, ist eine Verkehrswende und ein Ende des Kapitalismus“.

Das Münchner Solidaritätsbündnis für Kurdistan will mit seiner Demonstratıon zum Mercedes-Center auch die Zusammenarbeit zwischen der kurdischen Freiheitsbewegung, Ökologiebewegungen und der Antikriegsbewegung stärken. „Daimler ist dafür das perfekte Ziel“, erklärt die Bündnis-Sprecherin. „Denn der Konzern ist hierzulande für ökologische Zerstörung mitverantwortlich, verdient aber auch an Kriegen wie dem in Kurdistan, die dort die Natur zerstören. Deshalb wollen wir bei unserer Demo und darüber hinaus verschiedene Leute aus der Ökologie- und Antikriegsbewegung auf der Straße vereinen und klar machen: Der Einsatz für Frieden und Ökologie gehören zusammen.“