In einigen Gegenden der südkurdischen Gemeinde Binarê Qendîl hält sich bis heute hartnäckig der Vogelfang, trotz eines Verbots und empfindlichen Strafen. Insbesondere Stell- und Schlagnetze, aber auch andere Fallen sind noch weit verbreitet. Die illegale Vogeljagd wird in einigen Regionen noch als eine Art traditioneller Volkssport gesehen. Tierschutzorganisationen führen dies unter anderem darauf zurück, dass die patriarchalische Gesellschaft in einigen Regionen Südkurdistans von einer Besatzermentalität geprägt ist. Vor allem Zugvögel werden gefangen oder abgeschossen, aber auch geschützte Arten und Greifvögel, die dann an sogenannte „Vogelliebhaber“ verkauft werden. Regelmäßig sammelt das Tierschutzkomitee von Binarê Qendîl Vogelfallen ein und befreit gefangene Tiere. Zwar sinkt die Zahl der gefunden Fallen dabei immer weiter, dennoch wir das Fangverbot regelmäßig missachtet.
„Die Natur in unserer Region wird jeden Tag ein Stück mehr zerstört. Zum großen Teil ist die Türkei für diese Zerstörung verantwortlich. Doch es sind nicht nur Bombardierungen oder dadurch entstandene Flächenbrände, die unsere Umwelt vernichten“, sagt Mihemed Hesen, der Ko-Bürgermeister von Binarê Qendîl. Es seien auch Feuer, die durch unachtsame Menschen entzündet würden. „Und es sind Personen, die Wildfang und Wilderei betreiben.“ Gemeinsam mit Ko-Bürgermeisterin Awaz Îsmaîl wurden am Wochenende wieder viele gefangene Vögel in die Natur und damit in die Freiheit entlassen.
„Wir versuchen so gut es geht, die Vogelbestände stabil zu halten. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, aber wir geben unser bestes“, erklärt Hesen. Da die Vogeljagd trotzdem in manchen Gegenden in aller Offenheit stattfinde, erwägt die Gemeinde nun, die Sanktionen bei Verstößen zu verschärfen. Aber es brauche auch einen Wandel in der Gesellschaft. „Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist das A und O für den Tierschutz“, so Hesen.