In der nordkurdischen Provinz Şirnex finden seit über zwei Jahren gigantische Raubrodungen statt. Paramilitärische Dorfschützerverbände holzen unter staatlicher Aufsicht Wälder im Gebiet Besta und den Bergregionen Cûdî und Gabar ab. In den vergangenen beiden Jahren sind Zehntausende Tonnen Holz aus Şirnex zum Verkauf abtransportiert worden. Die Menschen in der betroffenen Region protestieren gegen die Abholzung, zivilgesellschaftliche Organisationen fordern ein Ende der Raubrodung.
Besonderen Einsatz für den Schutz der Wälder zeigt die Anwaltskammer von Şirnex. Im Juli hatte sich der Verband mit einem verzweifelten Appell an den World Wildlife Fund (WWF), die Stiftung zum Schutz und zur Förderung von Umwelt- und Kulturwerten (ÇEKÜL) und an Greenpeace gerichtet, um sie zum Vorgehen gegen die Umweltzerstörung zu motivieren. Greenpeace verwies auf andere Organisationen und erklärte, das Thema falle nicht „in den Bereich unserer Expertise“.
Inzwischen hat die Anwaltskammer eine neue Initiative gestartet. In einem „Aufruf an unsere Bürgerinnen und Bürger“ wird die Bevölkerung aufgefordert, sich für den Erhalt der Bäume direkt an den Gouverneur der Provinz und die örtlichen Landräte zu wenden. Innerhalb von zwei Tagen haben über 180 Personen einen entsprechenden Antrag eingereicht.
Muhammed Darga lebt im Kreis Cizîr und wollte seinen Antrag im Landratsamt übergeben. Dort wurde die Annahme seines Schreibens abgelehnt, die Behörde verwies ihn an das Gouverneursamt. Um nicht erneut abgewiesen zu werden, hat er den Antrag jetzt postalisch eingereicht. Unterdessen hat die Anwaltskammer ihre Aufforderung an die Bevölkerung wiederholt.