US-Amerikaner wegen Folter in Kurdistan angeklagt

Die US-Bundesstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Amerikaner erhoben, dem Folter an einem Arbeiter eines Bauprojekts einer Waffenfabrik in der KRI vorgeworfen wird. An der wochenlangen Misshandlung sollen auch Peschmerga beteiligt gewesen sein.

Die US-Bundesstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Amerikaner wegen Folter an einem Mann in der Kurdistan-Region Irak (KRI) erhoben. Wie das Justizministerium am Freitag in Washington bekannt gab, wird dem Beschuldigten aus Stroudsburg im Bundesstaat Pennsylvania vorgeworfen, einen Mitarbeiter eines Bauprojekts in der kurdischen Autonomieregion gefoltert zu haben. Laut dem zuständigen US-Staatsanwalt John C. Gurganus sitzt der Mann in Untersuchungshaft.

Bei dem Beschuldigten handelt es sich um Ross Roggio, einen 53-jährigen US-Amerikaner. In der Anklageschrift heißt es, er habe 2015 ein Projekt zum Bau einer Fabrik und zur Herstellung von Waffen in der KRI geleitet. Das spätere Folteropfer habe zu dem Zeitpunkt für ihn gearbeitet und Bedenken hinsichtlich der illegalen Herstellung von Waffenteilen geäußert, woraufhin Roggio seine Entführung durch Peschmerga veranlasst haben soll.

Ross Roggio | Foto: PAhomepage.com

Über 39 Tage hinweg sei der Arbeiter auf einem Militärgelände systematisch gefoltert worden. Roggio habe die beteiligten Peschmerga aufgefordert, den Mann mit einem Gürtel zu strangulieren, seinen Kopf in einen Beutel zu stecken, ihm durch die Verwendung einer Taser-Waffe heftige Schmerzen in der Leistengegend und anderen Körperstellen zuzufügen, ihn mit Fäusten und Gummischläuchen zu schlagen, mit ihren Stiefeln auf seinen Brustkorb zu springen und ihm anzudrohen, einen Finger abzuschneiden. An einigen der Foltermethoden habe sich Roggio auch selbst beteiligt, so soll er das Opfer kurz am Nacken aufgehängt haben, bis es bewusstlos wurde.

Anklage wegen illegaler Exporte

Gegen Ross Roggio wird auch aufgrund illegaler Waffengeschäfte in der KRI ermittelt. Er ist angeklagt, mit seiner Firma Roggio Consulting Company LLC im Rahmen des Bauprojekts in Südkurdistan Schusswaffenteile und -werkzeuge aus den Vereinigten Staaten illegal in die Region exportiert zu haben. Das Verfahren ist seit 2018 anhängig und soll mit dem Prozess um die Foltervorwürfe zusammengelegt werden. Im Falle einer Verurteilung droht Roggio eine Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis für jeden der Foltervorwürfe sowie eine gesetzliche Höchststrafe von insgesamt 705 Jahren für die übrigen Anklagepunkte, so das Ministerium.

FBI: Eklatante Menschenrechtsverletzungen

Die Foltervorwürfe gegen Roggio wurden vom FBI und der Homeland Security Investigations (HSI), einer Abteilung der Polizei- und Zollbehörde des Ministeriums für Innere Sicherheit (ICE), untersucht, erklärte das Justizministerium. „Die abscheulichen Gewalttaten, die Ross Roggio bei dem Opfer anordnete und ihm zufügte, waren eklatante Menschenrechtsverletzungen, die nicht toleriert werden“, sagte der stellvertretende FBI-Direktor Luis Quesada. Wann es zum Prozess gegen Roggio kommt, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Die PDK-geführte Autonomieregierung in Hewlêr (Erbil) hat sich bislang nicht zu den gegen Roggio erhobenen Vorwürfen geäußert.