Im Norden des Iraks sind bei Angriffen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) mindestens sechs Menschen getötet worden. Bei vier der Opfer handelt es sich um Angehörige der irakischen Armee, die am Montag in dem zwischen Bagdad und Hewlêr (Erbil) umstrittenen Gouvernement Kerkûk bei der Explosion eines improvisierten Sprengsatzes getötet wurden. Vier weitere Militärs wurden durch die Detonation verletzt.
Die Explosion ereignete sich im kurdisch geprägten Distrikt Daquq in der Nähe eines Wohngebiets im Wadi al-Shay. Die getöteten und verletzten Sicherheitskräfte gehörten dem Aufklärungsbataillon der 8. Division der irakischen Armee an.
Angriff auf Stammesangehörige
Im Gouvernement Diyala attackierten IS-Dschihadisten eine Gruppe Angehörige des Stammes der Bani Tamim, dessen Mehrheit schiitische Muslime sind. Der Anschlag fand in der Ortschaft Hasaw, die verwaltungstechnisch zur etwa 80 Kilometer nordöstlich von Bagdad liegenden Gemeinde Muqdadiyya (ku. Şareban) gehört. Der Provinzgouverneur Muthana Ali Al-Tamimi gehört ebenfalls der Bani Tamim an. Im Dezember war in der Region der Direktor einer Dorfklinik bei einem Angriff des IS getötet worden.
IS im Irak längst wieder zurück
Im Irak gilt die IS-Terrorgruppe seit über vier Jahren zwar als militärisch besiegt. Doch längst sind die Dschihadisten wieder da aktiv, wo sie herkamen: im Untergrund. Vor allem in der Wüste und in den Regionen des Nordens, deren verwaltungsrechtliche Zuordnung zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der kurdischen Autonomieregierung in Hewlêr umstritten ist, formiert sich der IS neu. Diese Gebiete befinden sich in Teilen von Hewlêr, Kerkûk, Diyala, Salah al-Din und der Provinz Ninawa. Seit rund zwei Monaten kommt es nahezu täglich zu Anschlägen in diesen Regionen, die sich hauptsächlich gegen Sicherheitskräfte richten. Erst am Freitag waren im ebenfalls in Diyala gelegenen Distrikt al-Azim vier Stützpunkte der irakischen Armee vom IS angegriffen worden. Dabei wurden mindestens elf irakische Soldaten getötet, unter ihnen ein hochrangiger Kommandant.
IS-Renaissance in Rojava durch türkische Unterstützung
Im Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien erlebt der IS derzeit ebenfalls eine Renaissance – bedingt durch die Unterstützung des türkischen Staates. Am Donnerstag hatten IS-Söldner ein Haftzentrum für IS-Gefangene in Hesekê versucht zu erstürmen, um die dort inhaftierten Mitglieder der Dschihadistenmiliz zu befreien. Die Flucht von etwa 5000 Islamisten aus dem Gefängnis konnte verhindert werden, die Kämpfe dauern weiter an.