Kommentar: Eine Demütigung für Armenien

Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan hat nach fünf Wochen Krieg einer Vereinbarung mit Aserbaidschan und Russland zugestimmt. Armenien wird endgültig zu einer Kolonie Russlands, kommentiert Hovhannes Gevorkian.

Armenien wird endgültig zu einer Kolonie Russlands. Dieser neue Deal zementiert die ethnische Säuberung in Arzach und den umliegenden Gebieten. Die Menschen in Hadrut und Shushi verlieren ihre Heimat, während russische Truppen im Rest vom zerteilten Arzach eingesetzt werden. Aserbaidschan bekommt auch eine direkte Verbindung nach Nachitschewan und kann die Route in Armenien unter Bewachung des russischen Geheimdienstes nutzen. Der langjährige Traum der Panturkisten, eine Verbindung von Ankara nach Baku, wird unter russischer Mithilfe Realität.

Dieser Vertrag ist kolonialistisch und belohnt die Kriegsverbrechen der beiden Diktatoren Erdogan und Aliyew. Der Einsatz der islamistischen Terroristen hat sich gelohnt und diese werden mit Selbstbewusstsein ihre nächste Mission antreten: Sei es in Libyen, Syrien, Rojava, Donbass oder in Europa. Diese Schande stärkt das türkische Regime und stärkt seinen Appetit auf weitere Kriege. Als nächstes wird eine Offensive gegen Rojava anstehen, die konkreten Planungen laufen bereits.

Für Armenien ist das eine Demütigung, der schlimmste Tag unseres Lebens und ein weiteres Trauma, wenn wir mitansehen, wie auch jetzt Armenier*innen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Das doppelt Skandalöse ist, dass das alles an einem Tag kommt, an dem Aserbaidschan einen russischen Helikopter über Armenien abschießt - eigentlich ein Grund, Armenien Beistand zu leisten, aber das Sicherheitsbündnis ist nicht einmal das Papier wert, auf dem es steht. Das Ganze ist eine Bestrafungsaktion Putins gegenüber der armenischen Regierung, die nicht komplett nach ihrer Pfeife tanzen wollte. Die Botschaft ist klar: Nur Provinzstatthalter Moskaus dürfen in Yerevan regieren.

Die Bourgeoisie Armeniens hat das Land und besonders seine Streitkräfte in den Ruin geführt. Der Staat ist momentan paralysiert, selbst der Präsident Armen Sarkisyan erfuhr von dem Deal aus der Presse. Niemand weiß, wo Premierminister Paschinjan ist, der sich nicht einmal über die offiziellen Staatskanäle äußert, sondern über seinen privaten Facebook-Account. Eine komplett desaströse Lage, die nicht nur an ihm liegt, sondern an der kapitalistischen Struktur des Landes mit einer korrupten Klasse an Bourgeois, die das Land ausplündert. Ich kann meinen Ekel vor diesen Kapitalisten nicht in Worte fassen.

Quelle: Hovhannes Gevorkian

Aserbaidschan ist der Gewinner dieses Krieges, aber das Land wird erst recht nun eine Diktatur bleiben und Aliyew unangefochten regieren. Sicherlich werden einige der Geflüchteten aus den 90er Jahren in die aserbaidschanischen Provinzen zurückkehren, aber ihre soziale Lage wird prekär werden, weil sich Baku nicht um sie kümmern wird.

Diese Tage sind bitter und es wird in Armenien sehr wahrscheinlich zu Unruhen kommen. Mein Mitgefühl gehört all den Familien, die in diesem Krieg ihre Söhne und Töchter verloren haben oder aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Für sie bricht eine schwere Zeit an, aber alle Armenier*innen auf der Welt sollten sie unterstützen.

Der Tag der Gerechtigkeit wird kommen: Die unterdrückten Völker in der Region und die proletarischen Massen haben eine Zukunft - die Bourgeoisien in Yerevan, Baku, Moskau, Ankara und Tiflis sind historisch dem Untergang geweiht und ihre Herrschaft wird enden!