Gespräche zwischen Türkei und Haftar-Vertrautem in Libyen?

Laut der Website Mondafrique hat sich ein türkischer Sicherheitsbeauftragter in Libyen mit Verbündeten des Generals Haftar getroffen. Haftars Truppen sind Gegner der von der Türkei unterstützten Regierung in Tripolis.

Berichten der Recherche-Website Mondafrique zufolge hat ein geheimes Treffen eines türkischen Sicherheitsbeauftragten mit Aguila Saleh stattgefunden, dem Präsidenten des Parlaments im ostlibyschen Tobruk. Das Parlament in Tobruk steht im Konflikt mit der bisher von der Türkei direkt unterstützten Regierung der Nationalen Einheit in Tripolis. Beide Organisationen sehen sich selbst als legitime Vertretung der libyschen Bevölkerung.

Laut Mondafrique gab es bisher ein Machtgleichgewicht zwischen Saleh, der dem Stamm der al-Abeydat angehört, und dem in Sirte geborenen General Haftar, der dem Stamm der al-Ferjani angehört. Das Treffen eines türkischen Funktionärs mit dem Präsidenten des von Haftars Truppen gestützten Parlaments könnte eine neue Dynamik in dieses Verhältnis bringen.

Möglicher Beginn einer neuen Strategie

Die Gespräche mit dem Verbündeten von Ankaras Gegenspielern läuten möglicherweise einen neue Strategie des türkischen Staates in Libyen ein. Laut Mondafrique könnten die Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien nun eine neue Richtung annehmen.

Als Haftars Truppen im Jahr 2019 in Richtung Tripolis vorrückten, sandte die Türkei Angehörige dschihadistischer Gruppen aus Syrien als Söldner noch Libyen. Mithilfe ebenfalls von Ankara zur Verfügung gestellter schwerer Waffen sollten sie die der Muslimbruderschaft nahestehende Regierung der Nationalen Einheit stützen. Dabei verletzte das NATO-Mitglied Türkei das vom UN-Sicherheitsrat verhängte Waffenembargo gegen Libyen.

Die neuerlichen Bemühungen der Türkei folgen auf einen im Oktober mit Hilfe der Vereinten Nationen ausgehandelten Waffenstillstand. Bei den Verhandlungen einigten sich die Konfliktparteien zudem auf die Durchführung von allgemeinen Wahlen im Dezember 2021, wobei jedoch keine Einigung darüber gefunden werden konnte, wer für den Übergangsprozess verantwortlich sein soll.

Die für eine Lösungsfindung im libyschen Bürgerkrieg verantwortliche Unterstützungsmission der Vereinten Nationen ist derweil von Rücktritten geplagt. Ghassan Salamé trat noch im gleichen Monat zurück, nachdem er im März 2020 die Leitung der Mission übernommen hatte. Der im Dezember als Leiter eingesetzte Nikolai Mladenov reichte bereits eine Woche nach Amtseintritt seinen Rücktritt ein.