Eziden in Armenien verurteilen Şengal-Abkommen

Der ezidische Volksrat in der westarmenischen Stadt Armawir verurteilt das Abkommen zwischen Bagdad und Hewlêr zur Zukunft Şengals: „Durch Feindlichkeit gegenüber der ezidischen Gemeinschaft werden für Kurdistan keine Errungenschaften erzielt.“

Der Besatzungsplan für Şengal hat auch die ezidische Gemeinschaft in Armenien in Alarmbereitschaft versetzt. Zuletzt fand in der westarmenischen Stadt Armawir (Hoktemberyan) ein Protest gegen das im Oktober zwischen der irakischen Zentralregierung in Bagdad und der PDK-geführten Autonomieregierung Südkurdistans getroffene Abkommen zur Entmachtung der demokratischen Selbstverwaltung im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet.

„Als Ezidinnen und Eziden in Armenien verurteilen wir den vom Westen und der Türkei unterstützten, schmutzigen Deal über die Zukunft von Şengal”, sagte der Vertreter des örtlichen Volksrates Milo Kalashiyan, bei einer Pressekonferenz im Dorf Araksi. An der Zusammenkunft nahmen neben weiteren Mitgliedern auch Aktivistinnen und Aktivisten des Kurdistan-Komitees teil.

Die ezidische Diaspora in Armenien stehe an der Seite der Bevölkerung Şengals, dem Zentrum von Êzidxan (Land der Eziden), betonte Kalashiyan. An die PDK gewandt erklärte er: „Durch Feindlichkeit gegenüber der ezidischen Gemeinschaft werden für Kurdistan keine Errungenschaften erzielt werden können. Ein möglicher Angriff auf Şengal bedeutet nichts anderes, als im Dienste der Feinde des kurdischen Volkes zu stehen, allen voran des faschistischen türkischen Staates.”

Kalashiyan rief kurdische und patriotische Parteien sowie Organisationen auf, „alles in ihrer Macht Stehende zu zun“, um einen Angriff gegen Şengal, der einem 75. Völkermord gleichkommen würde, zu verhindern. Die Aussage Kalashiyans bezieht sich auf die 74. Genozide, deren Opfer die Ezidinnen und Eziden im Laufe ihrer Geschichte wurden, und deren jüngstes Beispiel sich im August 2014 ereignete, als der sogenannte „Islamische Staat” (IS) in Şengal einfiel. Außerdem forderte Kalashiyan die westlichen Staaten, Regionalmächte und die PDK auf, die demokratischen Freiheiten der ezidischen Bevölkerung zu respektieren. Zu Ende ging die Veranstaltung mit „Es lebe Şengal“-Rufen aus der Menge.

Eziden größte ethnische Minderheit in Armenien

Bis 2011 lebten offiziellen Statistiken zufolge rund 40.000 Ezidinnen und Eziden in Armenien. Mit etwa 1,3% Anteil an der Gesamtbevölkerung stellt die ezidische Gemeinschaft die größte ethnische Minderheit in dem Land im Kaukasus dar. Zwischen Armenier*innen und Ezid*innen besteht aufgrund der gemeinsamen Leidengeschichte und der beidseitigen Solidarität während des Genozids von 1915 eine historische Freundschaft.