Nach einer umfassenden Lagebewertung hat der Demokratische Autonomierat von Şengal (MXDŞ) zu weiteren Protesten gegen das zwischen der irakischen Zentralregierung und der Leitung der südkurdischen Autonomieregion geschlossene Abkommen zur Kontrolle über das ezidische Siedlungsgebiet beschlossen. Das kündigte der stellvertretende Ko-Vorsitzende des MXDŞ, Heso Ibrahim, am Montag in Şengal an. Geplant sind für Dienstag zeitgleiche Demonstrationen in Sinûnê, Xanêsor und Şengal, Treffpunkt ist jeweils der Hauptstandort des Êzîdxan-Asayîş. Die Aktionen beginnen um 9 Uhr Ortszeit.
„Wir lassen unseren Willen nicht brechen und halten an unserem Standpunkt fest, eine Entscheidung, die über unsere Köpfe hinweg getroffen wurde, nicht zu akzeptieren“, erklärte Heso Ibrahim im Anschluss an die Sitzung des Autonomierates. Die irakische Armee hat vergangene Woche etwa 8000 Soldaten in das ezidische Siedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan verlegt. Die irakische Regierung begründete dieses Vorgehen mit dem Grenzschutz und der Ablösung der in der Region stationierten Kräfte. Allerdings wurden keine Truppen abgezogen, sondern neue Spezialeinheiten von Polizei und Militär nach Şengal gebracht. Diese Entwicklung geht auf ein von den USA und der Türkei unterstütztes und im Oktober zwischen der Regierung in Bagdad und der südkurdischen Partei PDK geschlossenes Abkommen zurück. Teil der Vereinbarung ist die Auflösung der ezidischen Selbstverteidigungskräfte. Aufgrund dieser besorgniserregenden Entwicklung finden seit Wochen massive Proteste statt.
„Es steht nicht zur Diskussion, dass der Irak in der Schuld der Ezidinnen und Eziden steht. Wenn jedoch Entscheidungen über die Zukunft von Şengal getroffen werden, müssen wir in diesen Prozess mit einbezogen werden. Wir lassen unseren Willen nicht brechen. Als Bewohnerinnen und Bewohner Şengals sind wir entschlossen, bis zum letzten Augenblick Widerstand für unsere Errungenschaften der letzten sechs Jahre zu leisten“, sagte Ibrahim. Der Politiker rief Bagdad erneut auf, den nach dem IS-Angriff vom 3. August 2014 etablierten MXDŞ, der heute vierzehn örtliche Gemeindeverwaltungen repräsentiert, anzuerkennen und die Appelle zum Dialog anzunehmen.
Heso Ibrahim bekräftigte zudem die Bereitschaft der Ezidinnen und Eziden aus der Region, bei einem Angriff auf den Êzîdxan-Asayîş oder die Widerstandseinheiten YBŞ/YJŞ das Recht auf legitime Selbstverteidigung in Anspruch zu nehmen. „Wir sind nicht auf einen Krieg aus. Stattdessen wünschen wir uns einen friedlichen Dialog für die Lösung der Probleme. Doch wenn uns ein Krieg auferlegt werden sollte, werden wir nicht zögern, uns zu verteidigen“, sagte Ibrahim.