Debbie Africa – politische Gefangene nach 40 Jahren freigelassen
Debbie Africa von der MOVE-Bewegung in Philadelphia wurde am 16. Juni nach 40 Jahren Haft entlassen. Endlich konnte sie ihren Sohn Mike in Freiheit in die Arme schließen.
Debbie Africa von der MOVE-Bewegung in Philadelphia wurde am 16. Juni nach 40 Jahren Haft entlassen. Endlich konnte sie ihren Sohn Mike in Freiheit in die Arme schließen.
Die MOVE, eine radikale, antirassistische Umweltbewegung, war in den 1970er Jahren gegründet worden. Schwarze Menschen wurden in einem Umfeld von Rassismus von der Polizei in Philadelphia allein wegen ihrer Existenz terrorisiert.
Am 8. August 1978 griff die Polizei von Philadelphia das Haus der MOVE an. Es war eine großangelegte militärische Operation, Nachbarn hatten sich über die Kommune beschwert. Die Zäune um das Haus wurden von schweren Fahrzeugen abgerissen, während etwa 500 Polizisten jeden Fluchtweg in einem abgeriegelten Gebiet im Radius von vier Blocks überwachten. Die Polizei griff u.a. mit Maschinengewehren, Tränen-, Rauchbomben und Handgranaten an. Neun Männer und Frauen der MOVE wurden verhaftet. Sie wurden zu 30–100 Jahren für den Mord an den Polizisten James Ramp, der während des massiven Polizeiangriffs auf den Hauptsitz der MOVE in Powelton Village, Philadelphia, zu Tode gekommen war, verurteilt. Ramp wurde von einer einzelnen Kugel getötet, als er und ungefähr 40 andere Polizisten das Haus stürmten. Die anschließende Autopsie zeigte, dass die Kugel, die ihn tötete, von oben abgeschossen worden war, während sich alle Mitglieder der MOVE im Keller befanden. Zudem konnte nicht bewiesen werden, dass die tödliche Kugel zu einer Waffe der MOVE passte, und auf keiner der Waffen, die die Polizei angeblich im Keller fand, konnten Fingerabdrücke gesichert werden.
Die MOVE-Mitglieder, mit ihren Kindern in den Armen, verließen das Haus durch Wolken von Tränengas und wurden sofort verhaftet. Sie feuerten keinen Schuss ab und keiner von ihnen trug bei der Festnahme eine Waffe. Am selben Tag ließ die Staatsverwaltung das Haus abreißen, dabei zerstörten sie den Tatort und alle Beweismittel, die die MOVE-9 hätte entlasten können (und die Polizei belasten).
Neun Männer und Frauen wurden aufgrund minimaler Indizien für schuldig befunden, eine einzige Kugel während eines massiven Angriffs auf ihr Haus, abgefeuert zu haben, und deswegen zu einer Haftstrafe von maximal 100 Jahren verurteilt.
1981 verlegte MOVE die Kommune schließlich in ein Reihenhaus in der Osage Avenue in einem anderen Bereich von West Philadelphia. Am 13. Mai 1985 sollte schließlich auch dieses geräumt werden, laut Aussage der Polizei als Reaktion auf monatelange Beschwerden der Anwohner. Zunächst wurden Tränengasgranaten in das Gebäude geworfen und das Dach mit zwei Wasserwerfern beschossen. Nachdem durch einen intensiven Schusswechsel in den folgenden zwei Stunden keine Aufgabe in Sicht war, ließ man eine zwei Kilogramm C4-Sprengladung von einem Helikopter aus auf das Dach abwerfen. Durch die Explosion fingen das Haus und schließlich der gesamte Block Feuer, wodurch letztlich 65 Wohnhäuser zerstört wurden. Elf MOVE-Mitglieder, darunter der Gründer John Africa, fünf Kinder, sowie fünf weitere Erwachsene, starben im Feuer, Ramona Africa und ein Kind entkamen.
Jetzt, fast 40 Jahre später, wurde Debbie entlassen. Zwei der MOVE 9 (Merle und Phil) sind im Gefängnis gestorben, sechs weitere Personen befinden sich noch immer im Gefängnis. MOVE hatte die Ursachen für eine Vielzahl von Problemen aufgegriffen. Radikaler Umweltschutz, Antirassismus und Veganismus werden heute von vielen Menschen vertreten. In gewisser Weise war MOVE in den 1970er Jahren ihrer Zeit voraus.
Auch die anderen Sechs müssen raus!