Weitgehend unbeachtet von der internationalen Öffentlichkeit setzt die Türkei im Schulterschluss mit ihren verbündeten Terrorgruppen ihre völkerrechtswidrigen Angriffe gegen die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) fort. Nahe der Kleinstadt Til Temir im Chabur-Tal haben türkische Kampfdrohnen in den letzten 24 Stunden zwei Mal das Dorf Tawila bombardiert. Der erste Luftschlag wurde am späten Donnerstagabend verübt, am Freitagvormittag gab es bereits die nächste Attacke. Menschen wurden nach derzeitigem Kenntnisstand nicht verletzt. In Militärkreisen ist jedoch von schwerem Sachschaden die Rede.
Tawila liegt wenige Kilometer im Westen des Ortskerns von Til Temir und ist assyrisch besiedelt. Verteidigt wird es vom Militärrat der Suryoye (MFS) und den Chabur-Wachen (Mawtba d-Natore d-Habor). Beide Verbände gehören den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) an und schützen die gesamte Süd- und Westfront von Til Temir. Als Ausgangspunkt für die Angriffe auf Tawila dient die seit 2019 von der Türkei und islamistischen Milizen besetzte Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) nordwestlich von Til Temir.
Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit Jahren kommt es dort immer wieder zu Angriffen, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. Die Bombardements richten sich vornehmlich gegen zivile Siedlungen, die christlich besiedelten Ortschaften Til Temirs befinden sich besonders im Fokus der Aggressoren. Mehr als siebzig Dörfer und Siedlungen in der Region wurden seit 2019 besetzt und/oder entvölkert.
Vergangene Woche war in Til Temir ein 26 Jahre alter Zivilist bei einem Angriff von Besatzungstruppen auf die Ortschaft Umm Kahf (Umm al-Keyf) verletzt worden. Anfang August wurden im nahegelegenen Dorf Aboush fünf junge Männer von türkischer Artillerie verletzt. Letzten Dienstag kam es in einem Weiler nahe des Dorfes Rezaza zu einem Drohnenangriff auf ein Fahrzeug. Zwei Insassen kamen mit Verletzungen in ein Krankenhaus.