YPG-Sprecher Nuri Mehmud: Wir werden Efrîn befreien
Der YPG-Sprecher Nuri Mehmud erklärt, dass Efrîn auf jeden Fall befreit werden wird: „Wir bereiten uns dauerhaft darauf vor. Die Besatzer werden in Efrîn keinen ruhigen Atemzug erleben.“
Der YPG-Sprecher Nuri Mehmud erklärt, dass Efrîn auf jeden Fall befreit werden wird: „Wir bereiten uns dauerhaft darauf vor. Die Besatzer werden in Efrîn keinen ruhigen Atemzug erleben.“
Wie der YPG-Sprecher Nuri Mehmud im ANF-Interview erklärt, dauert der Widerstand in Efrîn an. Die YPG/YPJ bereiten sich gemeinsam mit der Bevölkerung auf die Befreiung von der türkisch-dschihadistischen Besatzung vor. Der türkische Staat habe mit seinem Angriff auf Efrîn dem „Islamischen Staat“ (IS) den Rücken gestärkt und müsse dafür zur Rechenschaft gezogen werden, so der YPG-Sprecher in einer Bewertung der Revolution von Rojava.
Die YPG sind gemeinsam mit der YPJ die Hauptverteidigungskraft der Revolution. Wie kam es zu ihrer Gründung? Wie haben der Beginn der Revolution von Rojava und die Gründung der YPG sich gegenseitig beeinflusst?
Bis 2011 gab es lokale Verteidigungsorganisationen. Da die Revolution jedoch Fortschritte machte und das syrische Regime sich nicht demokratisierte, bestand Bedarf nach einer neuen Organisationsform im Bereich der Verteidigung. Die YPG sind aus diesem Bedarf heraus entstanden, um die Errungenschaften und die Bevölkerung zu schützen. In den Gebieten, die von den YPG verteidigt wurden, waren die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung und Organisierung der Gesellschaft bedeutend besser. Wo die YPG waren, kamen alle gesellschaftlichen Gruppen innerhalb einer demokratischen Bewegung zusammen, gründeten Volkshäuser, Kantone oder andere Systeme, in denen Kurden, Araber, Suryoye, Turkmenen, Tscherkessen, Christen, Eziden und Moslems vertreten waren. Die YPG konnten dadurch die Rolle der Selbstverteidigung übernehmen. Später wurden sie zu der einzigen Kraft, die die Bevölkerung und das Land gegen Angriffe schützte und dafür sorgte, dass Lösungen für die Probleme Syriens und ein demokratisches System entwickelt werden konnten.
Am 4. April 2013 wurden die Frauenverteidigungseinheiten YPJ gegründet. Welchen Einfluss hatten die Gründung und die aktive Teilnahme der YPJ am Kampf auf die YPG und den militärischen Kampf in Rojava?
In Syrien und auch in unserer Region zählte der Willen von Frauen nicht, weder in der Politik noch bei der Verteidigung, in der Wirtschaft und allen anderen Lebensbereichen. Die YPJ haben jedoch gesagt, dass Frauenbefreiung einer Befreiung der Gesellschaft gleichkommt. Sie haben sich innerhalb der YPG organisiert und entwickelt. Damit haben sie der gesamten Welt bewiesen, dass Frauen keine Ware sind, über eigene Kraft verfügen und in der Lage sind, politisch, diplomatisch und wirtschaftlich zu arbeiten sowie auf militärischem Gebiet eigene Taktiken und Strategien zu entwickeln. Durch die Gründung der YPJ ist eine eigene Armee entstanden, über die Frauen in der Revolution von Rojava und Nordsyrien eine Vorreiterrolle übernehmen konnten.
Frauen haben sich also auf militärischem Gebiet professionalisiert, aber die Gründung der YPJ hat gleichzeitig auch die YPG dazu gebracht, sich zu demokratisieren und in der Frage der Frauenbefreiung eindeutiger zu werden. Sie hat sich auf die Frauen und die Gesellschaft in Rojava und Nordsyrien positiv ausgewirkt und ist für die ganze Welt zu einem Modell geworden.
Was ist der Unterschied zwischen den YPG vor sechs Jahren und den YPG von heute? Welche Veränderungen haben sich hinsichtlich der Taktik, Technik und Ausstattung ergeben?
Die YPG wurden vor sechs Jahren trotz sehr schwieriger Umstände mit großen Zielen gegründet. Es bestand die Überzeugung, dass sie die einzige Alternative für eine Demokratisierung und ein freies Leben gegen die Besatzer im Land sein werden. Mit dieser Überzeugung haben sich die YPG/YPJ der gesamten Welt vorgestellt. Die USA, Russland und die regionalen Kräfte, die den IS bekämpfen wollten, waren gezwungen, ein Bündnis mit uns einzugehen. Nach dem Kampf um Kobanê zeichnete sich eine Niederlage für den IS ab.
Die YPG/YPJ haben nicht nur die vom IS besetzten Gebiete befreit, sondern hinterher für Sicherheit gesorgt und Systeme für eine Demokratisierung installiert. So sind diese Gebiete auch für andere Städte Syriens zu einem Modell geworden.
In Rojava und Nordsyrien sind auch andere militärische Organisationen gegründet worden, für die die YPG/YPJ ein Vorbild waren. Was für eine Verbindung haben Sie zu diesen Kräften?
Es sind verschiedene Räte gegründet worden, damit sich die jeweilige Bevölkerung selbst verteidigen kann. Unsere Beziehung zu ihnen basiert auf der Gründung der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die eine Dachorganisation darstellen. Die YPG sind jederzeit bereit, alle syrischen Kräfte zu unterstützen, die sich gemäß der Prinzipien unserer Revolution bewegen.
Wie ist es zu der Besatzung Efrîns gekommen?
Die fortschreitende Demokratisierung Nordsyriens hat das Projekt des politischen Islams von Erdoğan und der AKP bedroht. Es ist natürlich auffällig, dass die Besatzung Efrîns genau zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, als der IS in Syrien so gut wie besiegt war und wir endlich über Stabilität und Lösungsprojekte in Syrien sprechen konnten. Die Türkei musste viele Zugeständnisse machen, um Efrîn angreifen zu können. Sie hat Gebiete wie Ghouta, Deraa und Idlib der Besatzung Efrîns geopfert. Zu diesem Thema gab es eine Einigung mit Russland.
Der Krieg in Efrîn war kein normaler Krieg, es ging um Besatzung, Plünderung und Völkermord. Mit diesem Terrorverständnis wurde eine demografische Veränderung angestrebt. Die weltweite Staatengemeinschaft hat dazu geschwiegen, was den Menschen und diesem kleinen Ort angetan wurde.
Wie sieht es momentan mit dem Widerstand der YPG/YPJ in Efrîn aus?
Unsere Kräfte führen weiter Aktionen in Efrîn durch. Heute lässt sich nicht sagen, dass die IS-Terroristen, die türkische Armee und die Nusra-Banden ganz Efrîn besetzt halten. Efrîn ist immer noch eine Kriegsfront. YPG/YPJ und die Bevölkerung Efrîns bereiten sich immer auf eine Befreiung vor. Wir gehen mit diesem Ziel und in dieser Überzeugung vor. Efrîn ist für uns eine strategische Frage und dementsprechend ist auch unsere Taktik.