Am 9. August eröffnete in Genf eine Vertretung der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien. Die Stadt in der französischen Schweiz gilt weltweit als größtes Zentrum für internationale Konferenzen und ist ein wichtiger Ort für Friedensgespräche. Die Eröffnung hatte offiziellen Charakter und ihr kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Dieser Umstand führte zu großem Unmut in der türkischen Regierung, die Schweizer Diplomaten einbestellte.
Die Nachrichtenagentur ANHA sprach mit dem Ko-Vorsitzenden des Exekutivrats der nordostsyrischen Stadt Tabqa, Mazlûm Omar, über die Bedeutung der Eröffnung der Vertretung. Omar erklärte: „Die Eröffnung einer Vertretung der Selbstverwaltung in einem so wichtigen europäischen Staat wie der Schweiz stellt für die Menschen in Nord- und Ostsyrien eine wichtige Errungenschaft dar. Die diplomatischen Arbeiten der Selbstverwaltung in diesem Sinne sind äußerst bedeutsam. Der Demokratische Syrienrat (MSD), der für die Anerkennung der autonomen Selbstverwaltung arbeitet, hat eine wichtige Rolle bei diesem Erfolg gespielt. Diese Schritte sind wichtig für unser aller gemeinsames Ziel: Die Beendigung der Syrien-Krise.“
Omar fährt fort: „Diese offiziell eröffnete Vertretung wird die Diplomatie zwischen der Selbstverwaltung und der Schweizer Regierung führen. Die diplomatische Arbeit beschränkt sich aber nicht darauf. Der MSD und die Selbstverwaltung leisten weltweit wichtige diplomatische Arbeit. Das Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron war Teil davon. Es ist der ganzen Welt bekannt, dass die Selbstverwaltung das Lösungsprojekt der Syrien-Krise ist. Daher ist ernsthafter Druck für die Anerkennung der Selbstverwaltung entstanden.“
Omar schließt mit den Worten: „Die internationale Anerkennung des demokratischen Projekts stellt eine große Hoffnung für das Ende der Krise dar. Regierungen, die sich als demokratisch betrachten, sollten sich die Haltung der Länder ansehen, in denen die Selbstverwaltung eine Vertretung eröffnet hat. Die Beziehungen zwischen diesen Regierungen und der Selbstverwaltung müssen verbessert werden.“
Türkei bestellte Schweizer Botschaftsvertreter ein
Nach der Eröffnung eines Büros der nordostsyrischen Selbstverwaltung in Genf hatte die Türkei den Geschäftsträger der Schweizer Botschaft in Ankara einbestellt. Mit der Vorladung des Chargé d’Affaires bringe das türkische Außenministerium seinen Protest gegen die „Repräsentanz der mit der Terrororganisation PKK/YPG verbundenen, vermeintlichen Autonomieverwaltung” zum Ausdruck, berichtete die Staatspresse. Aus Sicht der türkischen Führung seien die Volksverteidigungseinheiten (YPG) ein Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK.