Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat dutzende IS-Frauen und Kinder an Usbekistan übergeben. Insgesamt 24 Frauen und 68 Minderjährige, darunter sieben Waisen, deren Eltern beim selbsternannten IS waren und in Internierungslagern oder Gefängnissen der Selbstverwaltung sitzen, wurden am Freitag an eine usbekische Abordnung übergeben. Die Rückführung wurde auf Ersuchen der Regierung in Taschkent zwischen dem usbekischen Botschafter in Kuwait, Bahramjan Allaouf, und dem Ko-Vorsitzenden der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten der Selbstverwaltung, Abdulkarim Omar vereinbart. Die usbekische Delegation hält sich seit Mitte der Woche in der Region auf und inspiziert die dortigen Lager. Allaouf seien die Identitäten von 180 usbekischen Staatsangehörigen bekannt, die in den Camps der Selbstverwaltung, wie etwa al-Hol bei Hesekê, festgehalten werden.
„Die Übergabe der Minderjährigen, bei denen es sich nicht um Waisen handelt, findet unter Befürwortung ihrer Eltern statt, die sich nach wie vor im Autonomiegebiet befinden“, sagte Omar und begründete die Rückführungsaktion dieser Kinder mit humanitären Gesichtspunkten. Usbekistan zählt zu den Spitzenreitern unter den Ländern mit den meisten Repatriierungen von ehemaligen Mitgliedern der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) aus Nord- und Ostsyrien. Mit den jüngsten Rücknahmen beläuft sich die Gesamtzahl auf 339. In Usbekistan erwarte diese Frauen und Minderjährigen ein Programm zur Deradikalisierung im Bereich des islamistischen Extremismus und ein Wiedereingliederungsprozess in die Gesellschaft, erklärte Allaouf. Ein besonderes Augenmerk werde auf die Waisen gelegt. „Ihr Schicksal ist unserem Präsidenten ein besonderes Anliegen“, sagte der usbekische Botschafter und bedankte sich bei der Autonomieverwaltung für deren Unterstützung in diesem Prozess.
Omar (links im Bild) und Allaouf nach der Vereinbarung des Rückführungsprotokolls
Radikalisierungsgrad bei Kindern besonders hoch
Abdulkadir Omar warnte indes erneut vor der Gefahr einer neuen „IS-Generation”, die in Camp Hol heranwächst, und forderte die Herkunftsländer erneut auf, ihre Staatsbürger:innen zurückzunehmen. Seit Jahren weisen die Autonomiebehörden darauf hin, dass sich das Lager zu einer „Brutstätte” entwickelt hat, in der sich Dschihadisten reorganisieren. Die Ideologie der Terrormiliz wird insbesondere von ausländischen IS-Anhängerinnen in organisierten Unterrichtsgruppen an Minderjährige weitergegeben. Entsprechend hoch sei daher der Radikalisierungsgrad der Kinder.