Türkische Luftangriffe verursachen Stromausfall im Kanton Cizîrê

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist infolge türkischer Luftangriffe in vielen Ortschaften der Strom ausgefallen. Rund die Hälfte aller Haushalte in Tirbespiyê, Dêrik und Çil Axa sind ohne Energieversorgung.

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist nach offiziellen Angaben infolge türkischer Luftangriffe in vielen Ortschaften der Strom ausgefallen. Es seien Infrastrukturobjekte im Kanton Cizîrê attackiert worden, teilte die Demokratische Selbstverwaltung am Sonntag mit. Rund die Hälfte aller Haushalte in Tirbespiyê (Al-Qahtaniyya), Dêrik (Al-Malikiya) und Çil Axa (Al-Jawadiyah) seien ohne Energieversorgung. Alle drei Kleinstädte befinden sich im nordöstlichen Zipfel von Syrien.

In Tirbespiyê wurden die Ölraffinerie und Kraftstoffverteilerstation im Ort Ewda (Odeh) angegriffen. Mindestens viermal verzeichneten Sicherheitskräfte Einschläge türkischer Bomben, wodurch die Anlagen außer Betrieb gesetzt wurden. Ein in der Raffinerie ausgebrochener Brand konnte noch immer nicht gelöscht werden.

Wie es weiter heißt, hat ein ziviler Mitarbeiter bei den Attacken in Ewda Verletzungen unbekannten Ausmaßes erlitten. Der Mann liegt in einem Krankenhaus in der Metropole Qamişlo, über seinen Zustand liegen keine gesicherten Informationen vor. Darüber hinaus wurde in Tirbespiyê auch eine Kunststofffabrik im Süden der Stadt getroffen.


In Dêrik zielten die türkischen Kriegsmaschinen auf das Kraftwerk im Ort Banê Şikeftê und legten es lahm, hier brennt es ebenfalls. Auch wurden eine nahegelegene Zapfstelle sowie mehrere Dörfer in der Koçerat-Region getroffen, es gab Sachschaden. Das Kraftwerk Siwêdiyê (Suweida), das die gesamte Cizîrê-Region mit Gas und Strom versorgte und gleichzeitig als Abfüllstation für die Gasflaschen der Haushalte diente, blieb diesmal von den Luftschlägen der Türkei zwar verschont. Da die Stromversorgung der dortigen Verteilerpumpen im Zuge großflächiger Zerstörungen durch frühere türkische Angriffe über Ewda lief, ging auch diese Anlage vom Netz.


„Vergeltungsangriffe“ unter Hinweis auf UN-Charta

Die Türkei hat am späten Samstagabend eine Luftangriffswelle auf den Nordosten von Syrien verübt. Laut einer Mitteilung des türkischen Verteidigungsministeriums seien die Angriffe als „Vergeltung“ für den Tod mehrerer Soldaten bei Aktionen der PKK-Guerilla in der Kurdistan-Region des Iraks (KRI; Südkurdistan) gedacht. Ankara rechtfertigte sich mit Verweis auf Artikel 51 der UN-Charta, in der das Selbstverteidigungsrecht eines Landes geregelt ist. In gewohnt martialischer Rhetorik rühmte sich das Ministerium mit der angeblichen Vernichtung von 29 „terroristischen Stellungen“ und betonte, den „Antiterrorkampf“ so lange fortsetzen zu wollen, „bis kein einziger Terrorist mehr übrig ist“. Der Mitteilung zufolge seien auch Ziele in der KRI angegriffen worden.

Titelfoto: Rojava Information Center