Türkische Angriffe auf Bevölkerung und Infrastruktur in Südkurdistan und Rojava

Die türkische Armee hat Dutzende von Angriffen auf Zivilist:innen und zivile Infrastruktur verübt. Dabei wurden mindestens zwölf Personen getötet und viele verletzt. Der kurdische Europadachverband KCDK-E ruft zum Protest auf.

Staatsterror gegen Zivilbevölkerung

Der türkische Staat hat am Mittwochabend begonnen, die Angriffe auf Rojava und Südkurdistan zu intensivieren. Nach dem Angriff auf den türkischen staatlichen Kriegskonzern TUSAŞ in Ankara, zu dem sich bisher noch niemand bekannt hatte, begann die türkische Armee weite Landstriche in Rojava und Südkurdistan zu attackieren.

Angriffe auf Bahnhof, Gesundheitszentrum und Asayîş in Qamişlo


Der letzte gemeldete Angriff folgte in den Morgenstunden. Offenbar wurde der Bahnhof von Qamişlo zum Ziel einer Attacke. Qamişlo befindet sich bereits seit Mittwochabend unter Feuer. Bei Angriffen auf die Stadt sind mindestens drei Menschen getötet und viele verletzt worden. Bewaffnete Drohnen hatten ein Gesundheitszentrum in Xelîc und zwei Stützpunkte der Kräfte der Inneren Sicherheit ins Visier genommen. Auch ein Weizendepot in Enteriyê wurde zerstört.

Dêrik: Angriffe auf Versorgungsinfrastruktur

Auf die Umgebung von Dêrik erfolgten ebenfalls Attacken. So wurde das Dorf Mêrga Mîra bei Dêrik mit einer Drohne angegriffen. Glücklicherweise war das Haus, das die Drohne zerstörte, leer, sodass nur Sachschaden entstand. Auch in weiteren Dörfern in der Umgebung von Dêrik, insbesondere in Tepkê und Girê Wira schlugen türkische Bomben und Granaten ein. Beim türkischen Angriff auf das Treibstoffverteilungszentrum in Siwêdiyê bei Dêrik sind acht Personen getötet worden. Bei einem ersten Drohnenangriff gegen 2.30 Uhr wurden drei Personen getötet. Da immer neue Angriffswellen geflogen wurden, konnten die Verwundeten nur schwer geborgen werden. Fünf weitere schwer verletzte Personen sind in der Zwischenzeit verstorben, sodass bei dem türkischen Angriff auf die Station von acht Toten die Rede sein muss. Die Zahl kann sich weiter erhöhen, da viele Menschen verletzt wurden.

Auch in Dêrik selbst und im nahegelegenen Banê Şikeftê sowie in Tirbespîye wurde eine Anlage angegriffen. Dabei wurden auch Kampfflugzeuge eingesetzt. Bei Amûde wurde offenbar ein Elektrizitätswerk angegriffen.

Vier Tote bei Angriffen auf Tel Rifat


Bei türkischen Angriffen auf Tel Rifat im Kanton Efrîn-Şehba wurden vier Personen getötet. Bei einer der Getöteten handelt es sich um die fünfjährige Melek Şiyar. Eine türkische Drohne hatte das Dorf Qasim bei Tel Rifat bombardiert. Dabei wurden auch der 55-jährige Ibrahim Mihemed Şêxo und zwei weitere Personen getötet. Zehn Personen wurden verletzt. Unter den Verletzten befinden sich Minderjährige im Alter von 15 Jahren. Drohnen kreisen weiterhin über der Region. Insbesondere die Dörfer von Efrîn-Şerawa und Efrîn-Şera sowie im Kanton Şehba stehen unter Beschuss.


Massive Angriffe auf Kobanê: Verletzte, Strom im Stadtgebiet ausgefallen


Die türkische Armee hat Kobanê seit Mittwochabend siebenmal mit Drohnen angegriffen. Dabei wurden drei Mitglieder der Kräfte der Inneren Sicherheit verwundet. Gleichzeitig befand sich die zivile Infrastruktur auch hier im Visier der Angreifer. Aufgrund eines Angriffs auf die Stromverteilungszentrale von Kobanê ist in der ganzen Stadt die Elektrizitätsversorgung ausgefallen.

Artilleriebeschuss bei Minbic

Auch die Umgebung von Minbic wurde unter Feuer genommen. Die Dörfer al-Sayada, Awn al-Dadat, Tokhar und al-Dirij wurden aus Haubitzen beschossen.

Angriffe bei Girê Spî

Quellen der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) berichteten, dass der türkische Staat viele Dörfer an der Ain-Issa-Front angegriffen hat. Von besetzten Gebieten um Girê Spî aus feuert die türkische Artillerie systematisch auf die Infrastruktur und Siedlungen in den selbstverwalteten Regionen.

Drohnenangriff auf Şengal

Auch Şengal im Nordirak ist Ziel der türkischen Angriffe. So wurden am Mittwoch zivile Siedlungen bei Xanesor bombardiert. Betroffen war die Dörfer Barê und Dîgur. Bei einem Drohnenangriff wurde ersten Informationen zufolge eine Frau verletzt.

KCDK-E ruft zum Protest auf

Angesichts der andauernden massiven Angriffe ruft der kurdische Europadachverband KCDK-E zum Protest auf und kritisiert das Verhalten der europäischen Staaten: „Wie immer stellen sich Europa und die internationalen Mächte, insbesondere die USA, taub, stumm und blind und billigen mit ihrem Schweigen das Massaker des NATO-Partners Türkei an der Zivilbevölkerung. Es ist an der Zeit, für die eigene Würde, das eigene Land und den Widerstand von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] auf Imrali einzustehen. Wir rufen unser Volk auf, gegen diese Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu protestieren und den Widerstand auszuweiten. Als KCDK-E verurteilen wir die Angriffe auf die Zivilbevölkerung und appellieren an unser patriotisches Volk, wo immer es lebt, auf die Straßen zu gehen und den türkischen Staat, den Diktator Erdoğan und seine faschistische Allianz durch seinen demokratischen Protest zu entlarven.“