Türkische Krankenwagen im Dienst der Dschihadisten

Der Usbeke Dayanç Dervişov wurde als Mitglied von al-Nusra in Idlib verletzt, im Krankenwagen in die Türkei gebracht und von dort aus in das damalige IS-Gebiet in Syrien. Jetzt ist er in Nordsyrien in Gefangenschaft der QSD.

Dayanç Dervişov ist einer von Tausenden Dschihadisten, die sich in Nord- und Ostsyrien in Gefangenschaft befinden. Er hat sich Anfang 2014 aus der Türkei der Al-Nusra-Front angeschlossen und ging nach Idlib. In der Jahresmitte wurde er verwundet und nach Riha (Urfa) auf türkischem Staatsgebiet gebracht. Von dort aus wurde er mit einem Krankenwagen nach Girê Spî (Tall Abyad) gebracht, die Stadt war zu der Zeit vom IS besetzt.

Fast alle Ausländer, die sich in Syrien al-Nusra oder dem IS angeschlossen haben, sind über die Türkei eingereist, so auch der 24-jährige Dayanç Dervişov. Er ist im Juni 2013 aus Usbekistan zum Studium in die Türkei gekommen und hat sich an einer Universität in Sakarya eingeschrieben. Dort lernte er eine salafistische Gruppe kennen. Über diese Zeit erzählt er: „Ich wohnte in Kaynarca. Jemand namens Abdulsabir rief mich an. Er war von der usbekischen Gemeinde in der Türkei, die Männer nach Syrien schickte, damit sie sich al-Nusra anschließen. Die Gemeindemitglieder konnten sich in der Türkei frei bewegen. Sie reisten auch nach Syrien und kehrten in die Türkei zurück. Die türkische Regierung sagte dazu nichts. Ich habe niemals gehört, dass einer von ihnen festgenommen wurde.“

Zu al-Nusra nach Idlib

Dayanç Dervişov sagt, dass er Anfang 2014 nach Idlib gegangen ist, um sich der Al-Nusra-Front anzuschließen: „Dann kam es zu verschiedenen Vorfällen, es herrschte Durcheinander. Es kam zu den Sahawat-Vorfällen und die FSA griff den IS an. Das Haus der Muhajir wurde überfallen. Ich wurde an einem Al-Nusra-Stützpunkt angeschossen. In Daret Azzeh war ich zwei Monate im Krankenhaus. Ich wurde am Magen operiert.“

Mit dem Krankenwagen aus der Türkei zum IS

Nach eigenen Angaben wurde Dervişov von al-Nusra mit einem Krankenwagen aus Idlib zur Behandlung in die Türkei geschickt und von dort aus zum IS: „Ich war zwanzig Tage in einem Krankenhaus in Urfa. Danach wollte ich zurück nach Syrien. Es gab einen Bruder namens Abu Ibrahim. Ich sagte ihm, dass ich nach Syrien will. Er regelte es. Wie er das gemacht hat, weiß ich nicht. Ich wurde vom Krankenhaus in Urfa mit einer Ambulanz zu einem Krankenhaus in Akçakale gebracht. Von dort aus ging es mit einem Taxi weiter zum Grenzübergang Tall Abyad. Über die Grenze wurde ich auf einer Krankenbahre mit Rollen gebracht. Damals war der IS in Tall Abyad.“

Kapitulation in Deir ez-Zor

Dayanç Dervişov sagt, dass er innerhalb des IS in Girê Spî, Raqqa, al-Bab und Deir ez-Zor war. Er heiratete und wollte mit seiner Familie aus Deir ez-Zor in die Türkei gehen. Der Plan misslang. „Wir konnten nicht nach Usbekistan gehen, deshalb wollten wir in die Türkei. In jener Zeit hörten wir, dass die großen Emire das Gebiet des IS verließen.“

Als im vergangenen Jahr Deir ez-Zor und die letzte IS-Enklave al-Bagouz befreit wurden, ergab sich Dervişov mit seiner Familie den Demokratischen Kräften Syriens (QSD).

Auch andere Dschihadisten berichten über die Transporte mit Krankenwagen. So hatte der deutsche Dschihadist Muhammad Amir Abdulkadir alias „Abu Muhammed Almani“ angegeben, 2015 als Krankenwagenfahrer verletzte IS-Mitglieder aus Raqqa nach Girê Spî transportiert zu haben. Von dort aus wurden die Verwundeten zur Behandlung in die Türkei gebracht.