„Türkisch-russische Zusammenarbeit stärkt IS und al-Nusra“

Seit Beginn der türkischen Invasionsoperation auf Efrîn gibt es eine Diskussion in politischen Kreisen in Syrien, inwiefern der von Russland unterstützte Angriff des türkischen Staats auf Efrîn den IS und al-Nusra gestärkt hat.

Dem türkischen Angriff auf Efrîn folgten IS-Attacken in Idlib, Ghuta, Dêra Zor und gegen mehrere andere Gebiete Syriens. Einige bewerten diese Entwicklung als ein sehr starkes Indiz für das Verblassen einer Hoffnung auf eine politische Lösung in Syrien. Die Rückkehr des IS zu seinen blutigen Angriffen und seine Reorganisierung stellen eine Entwicklung mit globalen Auswirkungen dar.

Die militärischen und zivilen Vertreter der internationalen Anti-IS-Koalition unterstreichen diese Gefahr immer wieder. Vor allem die Neubewertung der aktuellen politischen Lage nach dem türkischen Angriff auf Efrîn, durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), schuf eine neue Situation in der Region.

Während der Kampf gegen den IS in Dêra Zor und an den nördlichen Ufern des Euphrat weitergeht, sehen die QSD die Angriffe von Russland und der Türkei als etwas Gegenteiliges. Sie sind auch unzufrieden mit dem Schweigen der internationalen Mächte zum Angriff auf Efrîn.

Ich reiste mit den QSD-Kämpfer*innen in Dêra Zor und ich sprach mit mehreren von ihnen, die seit Jahren an Operationen gegen den IS teilnehmen.

Die Kämpfer*innen betonen, es habe eine Zunahme von IS-Angriffen in Hesekê, Şedadê und Dêra Zor gegeben und warnen, dass Syrien nach dem von Russland gestützten Angriff auf Efrîn, in eine neue und gefährliche Phase eintritt.

Nach Meinung der Kämpfer*innen trat die Krise in Syrien nach der Befreiung von Raqqa in eine politische Lösungsphase ein. Aber nach der russischen und türkischen Invasion wurde Gewalt zum dominierenden Charakteristikum des Prozesses. Beispiele hierfür sind die jüngsten Entwicklungen in Dêra Zor, Ghuta, Idlib und Efrîn.

Als wir in Dêra Zor ankamen, fragten alle nach der Situation in Efrîn. Die Kämpfer*innen aus Rojava und auch die arabischen Kämpfer*innen äußerten immer wieder den dringenden Wunsch, in Efrîn eingesetzt zu werden.

Ich sprach insbesondere mit Kämpfer*innen und Kommandant*innen aus Efrîn. Diese Kommandant*innen koordinieren hier den Kampf gegen den IS. „Während wir versuchen Syrien von IS-Banden zu säubern, bringen Russland und die Türkei IS und Al-Nusra-Banden in unser Land. Sie verüben Massaker. Und das wirkt sich natürlich auf unsere Moral und Motivation aus“, sagte der QSD-Kommandant Dilsoz Ronî.

Ronî warnte die internationale Koalition vor dem Vorhaben des IS und von al-Nusra, Angriffe in Europa auszuführen und sagte: „Wenn dieses Schweigen weiter geht, werden al-Nusra und der IS Europa und die USA zum Schwerpunkt ihrer blutigen Angriffe machen. Niemand sollte gegenüber diesen Angriffen Schweigen."