Trauer in Nordostsyrien um Sırrı Süreyya Önder

In Qamişlo und Dêrik versammelten sich Hunderte Menschen, um dem verstorbenen Politiker und Friedensvermittler Sırrı Süreyya Önder zu gedenken

Verlust für ganz Kurdistan

In Nord- und Ostsyriens haben viele Menschen dem verstorbenen Politiker, Künstler und Friedensvermittler Sırrı Süreyya Önder gedacht. In Qamişlo und Dêrik wurden am Sonntag Trauerzelte errichtet, um Anteilnahme auszudrücken und an sein Vermächtnis zu erinnern.

Önder, der nach einem 18-tägigen Kampf im Krankenhaus am vergangenen Samstag in Istanbul verstorben war, galt als engagierte Stimme für Demokratie, Frieden und Völkerverständigung. Der Abgeordnete der DEM-Partei Mitglied der Imrali-Delegation und setzte sich über Jahre hinweg für eine politische Lösung der kurdischen Frage ein.

Vor dem Mihemed-Şêxo-Kulturzentrum in Qamişlo wurde ein Trauerzelt errichtet – organisiert vom Rat der Gefallenenfamilien der Cizîrê-Region. Zahlreiche Vertreter:innen der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens, von TEV-DEM und Kongra Star sowie religiöse Würdenträger, Kultur- und Kunstschaffenden sowie Bürger:innen nahmen daran teil.

Im Zelt hingen Porträts von Sırrı Süreyya Önder und Abdullah Öcalan sowie Transparente mit der Aufschrift: „Şehîdê Aştî û Demokrasiye“ – Gefallener des Friedens und der Demokratie.

„Er war ein Weggefährte Öcalans – und ein Baumeister des Friedens“

Mahsum Hesen, Ko-Vorsitzender des Gefallenenrates, erklärte: „Önder war ein Verteidiger des Friedens, des Dialogs, ein Brückenbauer zwischen den Völkern. Für den kurdischen Freiheitskampf hatte er eine klare, mutige Haltung.“ Er bezeichnete Önder als Weggefährten Abdullah Öcalans und Baumeister des Friedens.

Silêman Ereb, Ko-Vorsitzender des Büros für Internationale Beziehungen der PYD, würdigte Önder als Mann vieler Rollen – Künstler, Journalist, Politiker –, der zahlreiche Inhaftierungen erlebte, aber nie seine Überzeugung verlor: „Er war kein Kurde, sondern ein Turkmene. Und dennoch ein tief verbundener Freund des kurdischen Volkes. Seine Ideen und seine Haltung verdienen bleibenden Respekt.“

Auch Ferzende Munzur, Sprecher der Initiative für Abdullah Öcalans Freiheit, nannte Önder ein „lebendiges Beispiel für den demokratischen Aufbruch“, während Bashira Jamal Al Din betonte, dass er mit seinen Ideen besonders Frauen und Minderheiten inspiriert habe.

Dêrik: „Ein Verlust für ganz Kurdistan“

In Dêrik versammelten sich ebenfalls viele Menschen – darunter Delegationen aus Girkê Legê, Çilaxa, Til Koçer sowie zahlreiche Vertreter:innen der Autonomieverwaltung – im Şehîd-Bawer-Zentrum der Revolutionären Jugend.

Mihemed Cemîl vom Gefallenenrat für Dêrik sagte: „Sırrı Süreyya Önder war ein Symbol des freien Denkens und des demokratischen Aufbruchs. Sein Leben stand im Dienst der Unterdrückten.“

Ceger Efrîn, Mitglied des Stadtrats von Dêrik, ergänzte: „Er nährte die Liebe zwischen den Völkern, kämpfte für ein friedliches Zusammenleben – sein Tod ist ein schwerer Schlag für uns.“

Sînan Sîdoş, Vorsitzender des Ortsverbands der „Ahl al-Bait“-Liga, drückte seine Trauer mit den Worten aus: „Er war ein Friedenssymbol für die ganze Welt. Sein Tod trifft nicht nur seine Familie oder Nordkurdistan – er ist ein Verlust für alle vier Teile Kurdistans.“

Ein politisches Vermächtnis bleibt lebendig

In beiden Städten war die Zentralbotschaft der Reden und Schilderungen klar: Sırrı Süreyya Önder steht als Persönlichkeit über Parteigrenzen hinaus – als Symbol des zivilen Widerstands, als Verteidiger des Dialogs, als Künstler des politischen Wortes.

Die Trauerzelte blieben bis in die späte Nacht für Besucher:innen geöffnet. Viele gaben zu verstehen, dass sie sich verpflichtet fühlen, Önders Engagement für Frieden, Demokratie und ein freies Zusammenleben der Völker fortzuführen.