Die US-Armee hat eigenen Angaben nach bei einem Drohnenangriff im Nordwesten Syriens vor rund einem Jahr versehentlich einen Zivilisten getötet. Eigentliches Ziel des Angriffs bei Idlib sei es gewesen, einen hochrangigen Anführer der Terrororganisation Al-Qaida zu töten, teilte das US-Zentralkommando (Centcom) mit. Eine Untersuchung habe allerdings ergeben, dass das Ziel falsch identifiziert und stattdessen ein Zivilist getötet worden sei.
Die „Washington Post” berichtete, dass es sich dabei um den Hirten Lotfi Hassan Misto gehandelt habe. Die Zeitung hatte der Darstellung des Pentagons bereits früh widersprochen und Zweifel an der offiziellen Erklärung geäußert. In einem Bericht hieß es, dass Misto, ein ehemaliger Maurer, sich im etwa dreißig Kilometer nördlich von Idlib gelegenen Dorf Qurqanya um seine Schafe gekümmert habe, als er von einer bewaffneten Predator-Drohne verfolgt worden sei. Diese habe eine Hellfire-Rakete abgefeuert und den 56 Jahre alten Vater von zehn Kindern sowie mehrere seiner Schafe getötet, schrieb die Zeitung.
Centcom: Angriff im Einklang mit Gesetz über bewaffnete Konflikte
Laut Centcom sei der Angriff im Einklang mit dem Gesetz über bewaffnete Konflikte sowie mit den Richtlinien des Verteidigungsministeriums durchgeführt worden. „Die Untersuchung ergab jedoch mehrere verbesserungswürdige Punkte.” Aus geheimdienstlichen Gründen könne man aber keine weiteren Details preisgeben, hieß es weiter. „Wir sind entschlossen, aus diesem Vorfall zu lernen und unsere Zielverfahren zu verbessern, um mögliche Schäden für die Zivilbevölkerung zu verringern.” Das US-Militär hat eigenen Angaben zufolge bei seiner Untersuchung mehr als 40 Zeugenpersonen befragt. Das Ermittlungsteam soll auch Informationen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eingeholt haben.
Titelbild: US-Patrouille in Nordostsyrien, Dezember 2019 © Spc. John Stauffer