„Die Kurdinnen und Kurden sind das Fundament für Frieden und eine demokratische Entwicklung in Syrien“, sagt der Politiker Bedran Çiya Kurd. Die Zukunft Syriens wird auch die künftige Landkarte des Nahen Ostens bestimmen.
In den letzten 50 Jahren haben die Menschen die Syrien sehr unter dem Einparteiensystem des Baath-Regimes gelitten. Das Regime hat nie auf die Stimme des Volkes gehört und wollte nicht, dass die Menschen selber denken und sich organisieren. Es betrachtete Menschen, die eine Meinung hatten und organisiert waren, als Gefahr für das Regime. Diese Situation führte zum Zusammenbruch des Baath-Regimes unter der Führung von Baschar al-Assad, der seine Macht mit einer nationalistischen Mentalität aufrechterhielt. Mit dem türkischen Staat verbundene Banden und radikale islamistische Gruppen wie Hayat Tahrir al-Sham üben Druck auf die Völker der Region aus. Aber kann ein neues Syrien ohne die Kurdinnen und Kurden aufgebaut werden? Die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) leistet wichtige Arbeit, um die Rechte der Menschen im ganzen Land zu schützen.
„Keine Lösung ohne die Kurdinnen und Kurden“
Der kurdische Politiker Bedran Çiya Kurd, ehemaliger Ko-Vorsitzender der DAANES-Abteilung für Außenbeziehungen, erklärte gegenüber ANF zu den jüngsten Entwicklungen in Syrien, dass die Politik des Baath-Regimes gegenüber dem kurdischen Volk und anderen nicht-arabischen Völkern großen Schaden angerichtet hat:
„Das Regime von Baschar al-Assad ist aufgrund jahrelanger Unterdrückung und Autoritarismus zusammengebrochen. Es hat sich der Realität verweigert und die Forderungen der Bevölkerung jahrzehntelang ignoriert. Gleichzeitig kollaborierte der türkische Besatzungsstaat mit islamistischen Banden und griff die kurdische Bevölkerung an. Zuletzt wurden Şehba und Minbic besetzt. Die Kräfte des Baath-Regimes haben das syrische Volk nicht verteidigt. Die Banden rückten bis nach Damaskus vor, weil es keinen Widerstand gab. Momentan ist nicht klar, wie es für die Bevölkerung weitergehen wird. Aber wir sind entschlossen, die Zukunft Syriens gemeinsam zu gestalten. Wir werden uns niemals den Besatzern und aggressiven Kräften unterwerfen. Wir wollen in Würde in unserer Heimat leben. Die Welt sollte wissen, dass es keine dauerhafte Lösung in Syrien ohne die Kurdinnen und Kurden geben kann. Das kurdische Volk und die Selbstverwaltung spielen eine wichtige Rolle in Syrien, und niemand kann diese Tatsache leugnen. Vor 2011 hatte die kurdische Bevölkerung in Syrien keine Identität und keine Rechte. Wenn heute eine Lösung angestrebt wird, müssen die Kurdinnen und Kurden als Gesprächspartner herangezogen werden.
Zeit für Einigkeit und Solidarität
Als kurdisches Volk müssen wir den seit 2014 andauernden Widerstand gegen die Besatzungsangriffe verstärken. Jetzt ist die Zeit für Einigkeit und Solidarität. Denn das Leben ist schwierig in einem Land, in dem es keine dauerhafte Lösung auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Demokratie gibt. Wir müssen uns zusammenschließen, um unsere Rechte zu erkämpfen. Bewaffnete Gruppen wie die HTS und die mit dem türkischen Staat verbundenen Banden haben nicht die Macht, die Zukunft Syriens zu bestimmen. Diese Banden werden von der AKP/MHP-Regierung gesteuert. Das bedeutet direkte Feindseligkeit gegenüber dem kurdischen Volk. Es bedeutet die Beschlagnahmung von kurdischen Häusern und Eigentum in den besetzten Gebieten. Die Kurdinnen und Kurden sind das Fundament für Frieden und eine demokratische Entwicklung in Syrien. Wir befinden uns heute an einem historischen und wichtigen Wendepunkt. Dieser Wendepunkt ist jedoch mit Gefahren behaftet, denn seit vielen Jahren wird eine Spaltung im Leben der Völker praktiziert. Die Bevölkerung Syriens ist mit ihrer Vielfältigkeit ein Paradebeispiel für das Paradigma einer demokratischen Nation. Wir werden keine Politik akzeptieren oder diskutieren, die nicht auf den Interessen des Volkes beruht.
Selbstverwaltung als Modell für ganz Syrien
Der Wiederaufbau Syriens stellt die Selbstverwaltung vor große Herausforderungen. Nachdem alle Bemühungen für Syrien gescheitert sind, wird die Selbstverwaltung das Modell für alle Völker Syriens und des Nahen Ostens werden. Die autonome Verwaltung ist die Garantie für den Frieden in Syrien. Dieses Projekt ist entstanden, um die Einheit Syriens zu schützen und die Vertretung des syrischen Volkes auf internationaler Ebene zu stärken.
Wir hoffen, dass Syrien in Zukunft ein demokratisches, gerechtes und gleichberechtigtes Land sein wird, das alle Völker mit ihrer Geschichte, Identität und Kultur umfasst. Die Zukunft Syriens wird die Landkarte des Nahen Ostens bestimmen. Wenn Frieden gewährleistet wird und wir unsere Verteidigungskraft stärken, wird Syrien als starkes Land mit eigenem wirtschaftlichen Reichtum wieder auferstehen. Auf dieser Grundlage begrüßen wir den Widerstand des syrischen Volkes und versprechen, dass wir als Selbstverwaltung weiterhin mit dem Volk zusammenarbeiten werden.“
