Nach mehr als sieben Monaten ist die Schnellstraße M4, welche die nordsyrischen Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander verbindet, wieder für den Zivilverkehr geöffnet. Dem vorausgegangen sind Verhandlungen zwischen den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und dem Regime in Damaskus unter russischer Vermittlung.
Die strategisch gelegene Autobahn verläuft parallel zur Nordgrenze zur Türkei und stellt die direkte Verbindung zwischen der westsyrischen Hafenstadt Latakia und Til Koçer (al-Yaarubiyah) im äußersten Nordosten von Syrien her, wo sich ein Grenzübergang zum Irak befindet. Im Zuge der im vergangenen Oktober gestarteten Invasion des Nato-Partners Türkei und dessen dschihadistischen Alliierten wurde die Schnellstraße besetzt und war seitdem kaum noch befahrbar. Immer wieder legten Milizen unter Kontrolle des türkischen Staates gezielt Hinterhalte gegen Zivilisten, so auch im Fall der kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef. Ihr Fahrzeug war am 12. Oktober 2019 zwischen Qamişlo und Minbic in einen Hinterhalt der Türkei-nahen Miliz „Ahrar al-Sharqiya” geraten. Das Auto der 34-Jährigen wurde durchsiebt, bevor sie verletzt aus dem Wagen herausgezerrt und hingerichtet wurde. Ihr Fahrer wurde ebenfalls ermordet.
Die M4 wieder befahrbar zu machen, war gemäß dem Sotschi-Abkommen vom Herbst 2018 eigentlich Aufgabe der Türkei. Da sich der Verkehrsweg durch die nordwestsyrische Provinz Idlib schlängelt und Ankara im Idlib-Konflikt auf der Seite des Al-Qaida-Ablegers Hayat Tahrir al-Sham (HTS) steht, wurde die Straße lange Zeit nicht freigegeben.
Freigegebene M4, Ain Issa
Um die Sicherheit des Zivilverkehrs auf der M4 zu gewährleisten, sollen zunächst zwischen Til Temir im Khabur-Tal und Ain Issa im Abstand von jeweils einem Kilometer Kontrollposten hochgezogen werden. Wie aus QSD-Kreisen zu erfahren war, wurde mit dem Regime vereinbart, dass Zivilfahrzeuge in Konvois viermal am Tag die Straße passieren dürfen. Alle Fahrten sollen von der russischen Militärpolizei begleitet werden, um die Autofahrer vor türkischen Angriffen zu schützen. Die Bewohner*innen sind erfreut, da die langen Umwege fürs erste Geschichte sind. Die ersten Zivilfahrzeuge waren am Montag früh bereits unterwegs.
Russische Militärpolizei, Ain Issa
M5 von Regierungstruppen zurückerobert
Der internationale Verkehrsweg M5, der Aleppo im Norden von Syrien mit der Hauptstadt Damaskus verbindet, ist bereits seit Ende Februar für Zivilisten wieder befahrbar. Die Rückeroberung der Straße galt als eines der strategischen Ziele der syrischen Armee. Sieben Jahre lang war die M5 für den Zivilverkehr geschlossen.