Demonstrationen in vielen Städten
In verschiedenen Städten Nord- und Ostsyriens sind tausende Menschen am Mittwoch auf die Straße gegangen, um ein Zeichen der Solidarität mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) zu setzen und gegen die andauernde kriegerische Gewalt der Türkei zu protestieren. Das multiethnische Bündnis zeigt seit Wochen massiven Widerstand gegen die Besetzung weiterer Gebiete der Autonomieregion durch den NATO-Staat und dessen dschihadistische Proxytruppe SNA („Syrische Nationalarmee“).
Vor allem an der Tişrîn-Talsperre finde derzeit ein „Verteidigungskampf um Sein oder Nichtsein“ statt, sagte die Ko-Vorsitzende des Angehörigenrates von Gefallenen des Firat-Kantons, Sara Xelîl, auf einer Demonstration in Kobanê. Dabei gehe es jedoch nicht nur um die Abwendung weiterer Besetzungen von Teilen der Autonomieregion, einschließlich Kobanê, betonte die Aktivistin.
Demonstration in Kobanê
An der Tişrîn-Talsperre droht schon länger ein Dammbruch. Infolge kriegsbedingter Beschädigungen der Anlage ist die Wasser- und Stromversorgung der Region seit Mitte Dezember unterbrochen. Sollten die Angriffe in ihrer derzeitigen Intensität fortgesetzt werden, droht laut Xelîl eine „verheerende Überflutung“ sowie eine humanitäre und ökologische Katastrophe mit Auswirkungen bis in den Irak. „Wir stehen in der Schuld der Kämpferinnen und Kämpfer, die uns und die Lebensgrundlage, die unser Überleben sichert, verteidigen. Wir handeln hier nicht aus Pflicht, sondern aus Verbundenheit.“
Girkê Legê
So fühlten sich auch die Menschen, die sich an der Friedenswache am Tişrîn-Damm beteiligen und verlangen, dass die Türkei und die von ihr gesteuerte SNA sich aus Syrien zurückziehen und ihr Vorgehen gegen die QSD einstellen, ergänzte Xelîl. „Sie fürchten sich nicht von den Bomben der Besatzer. Sie riskieren ihr Leben, um Leben zu retten. Dies gilt es zu würdigen.“ Seit Beginn der Mahnwache vor zwei Wochen wurden mindestens 19 Menschen durch gezielte Luft- und Drohnenangriffe auf Teilnehmende der Aktion getötet, weit über 100 weitere sind verletzt worden. Unter den Verwundeten sind auch zwei Deutsche.
Dêrik
Auch in Ain Issa, Til Hemis, Çilaxa, Girkê Legê, Dêrik und Amûdê fanden Demonstrationen statt. Die Menschen schwenkten Fahnen der QSD und ihrer Mitgliedsverbände YPG und YPJ und trugen Transparente mit Bildern von Opfern des türkischen Drohnenterrors gegen die Tişrîn-Wache. In Reden wurde kritisiert, dass die internationale Staatengemeinschaft keine Reaktion auf die Angriffe der Türkei in Nord- und Ostsyrien zeigt. „Diese Ignoranz verdeutlicht die Doppelmoral der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft“, betonte Gelşat Mûrad vom Bildungskomitee in Çilaxa. „Doch wer Putin zu Recht als Kriegsverbrecher bezeichnet, darf Erdoğan, der Krieg gegen das kurdische Volk und andere Gemeinschaften in der Region führt, nicht in Schutz nehmen.“