Der Mediziner Prof. Dr. Gerhard Trabert reist seit mehreren Jahren in regelmäßigen Abständen als Arzt in Krisen- und Kriegsgebiete und hilft dort bei der Versorgung der Opfer und Leidenden. In den letzten Jahren ist der Arzt mehrfach in die Grenzregionen Türkei/Syrien, Rojava und Nordsyrien gereist. Trabert ist erster Vorsitzender des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“. Gestern sprach er vor dem Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Bundestag über die Situation in Rojava. „Rojava ist ein gut organisiertes demokratisches Gebiet, allerdings gibt es aufgrund des Embargos ernsthafte Probleme bei der Gesundheitsversorgung. Wir dürfen die Region nicht allein lassen“, so Trabert.
Die Drohung der Türkei, eine neue Militäroffensive im Norden Syriens zu starten, hat nach Angaben von Gerhard Trabert von der Hochschule Rhein-Main zum Rückzug vieler Hilfsorganisationen aus Rojava geführt. In Folge würde sich die ohnehin schwierige Gesundheitsversorgung in dem Gebiet weiter verschlechtern, warnte der Mainzer Arzt am Mittwochmorgen im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Fehlgeburtenrate verdoppelt
„Seit der Androhung eines erneuten Militärangriffs durch die Türkei hat sich die Fehlgeburtenrate nach Schätzung von Ärzten vor Ort verdoppelt“, sagte Trabert. Überall fehle es an Ärzten, Psychiatern, medizinischen Geräten und Medikamenten.
Hunderttausende aufgrund fehlender medizinischer Versorgung gestorben
Seit Beginn des Krieges seien schätzungsweise 200.000 bis 300.000 Menschen aufgrund fehlender oder ungenügender medizinischer Behandlung gestorben.
Trabert appellierte an die Bundesregierung, mit der Selbstverwaltung der Region Rojava zu kooperieren, die „gut organisiert und demokratisch aufgebaut“ ist. Der bisher einzige Zugang nach Syrien über den Nordirak ist schwierig, es fehlen transparente Kriterien für die Grenzüberschreitung, sodass Hilfslieferungen oft nicht oder nur sehr verzögert ankämen. Außerdem sollten Deutschland und die EU Einfluss auf den Nato-Partner Türkei nehmen, da aufgrund der erneuten Androhung „große Angst“ in der Region herrsche.