Präzisionsangriffe auf Söldner in Serêkaniyê

Der Militärrat von Serêkaniyê hat Stellungen pro-türkischer Dschihadistischen überrannt, fünf Söldner wurden getötet. Der Verband der QSD führte auch Präzisionsangriffe gegen Stützpunkte der Besatzer durch.

Stellungen der SNA überrannt

Bei einer Serie von Präzisionsangriffen in Serêkaniyê (Ras al-Ain) sind wohl mehrere pro-türkische Söldner getötet worden. Laut einem Bericht hat der den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) angeschlossene Militärrat von Serêkaniyê am Sonntag verschiedenkalibrige Geschosse auf Stellungen und Stützpunkte der von der Türkei gesteuerten Dschihadistentruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) abgefeuert. Getroffen wurden demnach Ziele im östlichen und südlichen Umland von Serêkaniyê, die sich innerhalb der Besatzungszone befinden. Wie viele SNA-Söldner dabei getötet und verletzt wurden, sei allerdings unklar.

Im Ort Reyhaniyê (al-Rayhaniya) dagegen, der unweit der christlich geprägten Kleinstadt Til Temir liegt, konnte der Tod von fünf Söldnern „sicher festgestellt werden“. Bei dem Vorgehen dort habe es sich jedoch nicht um einen Präzisionsschlag gehandelt. Vielmehr wurden Stellungen der SNA von den Kämpfern des Militärrats überrannt. Der Verband begründete die Angriffe mit „Unterstützung des Widerstands“ der QSD gegen türkisch-dschihadistische Besatzungstruppen am Tişrîn-Damm und an der Qereqozax-Brücke bei Minbic.

Von den QSD heute veröffentlichtes Video zeigt Kämpfer des Militärrats von Serêkaniyê

Gegenoffensive in Minbic

Die QSD haben vor rund einer Woche an der Tişrîn-Talsperre südöstlich von Minbic eine Gegenoffensive gegen die SNA eingeleitet. Die von der türkischen Armee koordinierte Allianz aus Überresten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und weiteren Islamistenmilizen hatte parallel zum Vorstoß der Hayat Tahrir al-Sham (HTS) auf Damaskus einen Großangriff gegen die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gestartet und dabei die Stadt Tel Rifat in der Şehba-Region sowie die Metropole Minbic besetzt, um die QSD östlich des Euphrat zu drängen. Das multiethnische Bündnis zeigte sich zuletzt entschlossen, die verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Aktuell konzentriert sich die Gegenoffensive auf die knapp 20 Kilometer südöstlich von Minbic gelegene Gemeinde Ebû Qelqel. Doch auch am Tişrîn-Damm sowie der Qereqozax-Brücke, die als Tor nach Kobanê gilt, dauern die Kämpfe weiter an.

Serêkaniyê seit Angriffskrieg von 2019 besetzt

Die Stadt Serêkaniyê befindet sich wie das benachbarte Girê Spî (Tall Abyad) seit Oktober 2019 unter Besatzung der Türkei und deren Proxy-Armee SNA. Der Invasion waren ähnlich wie heute Forderungen der türkischen Führung nach der Einrichtung einer sogenannten Pufferzone im Grenzstreifen vorausgegangen. Im August 2019 hatten die USA und die Türkei sich auf eine „Friedenszone“ geeinigt. Teil des Abkommens war auch die Gründung eines gemeinsamen Operationszentrums an der türkisch-syrischen Grenze. Zwei Monate später begann die Invasion mit dem Einfall in Serêkaniyê, einer der ältesten kurdischen Städte. Der türkische Staat hatte seit 2012 immer wieder versucht, Serêkaniyê mit Hilfe von Al-Qaida und des IS unter seine Kontrolle zu bringen. Mit der Besatzung 2019 begann eine systematische Umstrukturierung der Bevölkerung, die bis heute andauert.

Foto: Gründungszeremonie des Militärrats von Serêkaniyê im Juni 2019 © ANHA