Nordostsyrien-Vertretung veröffentlicht Bericht zu Feldbränden

Die Deutschland-Vertretung der Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens hat einen Bericht zu den Feldbränden in Rojava veröffentlicht. Die Selbstverwaltung sieht dahinter die Absicht einer bewusst herbeigeführten Hungersnot.

Im Winter 2006/2007 begann in Syrien eine über drei Jahre lang anhaltende Rekorddürre – verursacht durch den Klimawandel. Sie war die schwerste und langanhaltendste in der Region seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Verschärft wurde die Trockenheit durch mangelhaftes Wassermanagement, das unter anderem durch die Landwirtschaftspolitik Assads gefördert wurde. Die Folgen waren verheerend und ließen die Landwirtschaft im Nordosten des Landes, dem „Brotkorb“ Syriens, komplett zusammenbrechen. Die Regionen stellen die fruchtbarsten Teile des Landes dar und gehören somit zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Gebieten Syriens. Laut Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen macht die Weizenproduktion im Norden und Osten Syriens rund 65 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion Syriens aus.

Die Ernte vom vergangenen Jahr war aufgrund langer Trockenheit ebenfalls gering. Nach den reichlichen Regenfällen im letzten Winter und Frühjahr erwarteten die Bauern für dieses Jahr eine Rekordernte, die so gut werden sollte wie seit zehn Jahren nicht mehr. Doch mit Beginn der Erntezeit brachen ab Mitte Mai überall in Nord- und Ostsyrien Feldbrände aus. Seitdem wurden nach Angaben der autonomen Selbstverwaltung rund 45.000 Hektar Ernte vernichtet.

Die Deutschland-Vertretung der Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens sieht hinter den Feldbränden die Absicht einer bewusst herbeigeführten Hungersnot. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht, in dem die aktuelle landwirtschaftliche Situation in den Gebieten der Selbstverwaltung dargelegt wird, verdächtigt die Nordostsyrien-Vertretung drei lokale Akteure, die Brände absichtlich gelegt zu haben:

1-Islamischer Staat: Dieser verfügt in einigen Orten Syriens noch über verdeckte Terrorzellen. Seine Anhänger haben nach ihrer Niederlage in Baghouz ein Rachemotiv. Ihre Rechtfertigung für Brandstiftungen ist ihr Kampf gegen die „Ungläubigen”. In seinem wöchentlichen Newsletter „Al-Naba“ hat sich der sogenannte IS zu einer Reihe von Feldbränden bekannt. „Es gibt Tausende Hektar Land mit Weizen und Gerste, und vor euch befinden sich Obstgärten, Felder, Wohnungen der Bauern und ihre ökonomische Struktur. So macht weiter, handelt, und Gott möge eure Ernte segnen“, heißt es in einem Aufruf des IS an seine Anhänger.

2-Türkischer Staat: Aussagekräftige Belege lassen glauben, dass auch das türkische Militär Verantwortung für die Brandstiftungen an der syrisch-türkischen Grenze trägt.

3-Syrischer Staat: Im Fall einzelner Brände deuten verschiedene Hinweise auch auf eine Täterschaft des syrischen Staates hin. Als Motiv vermutet die Selbstverwaltung den Umstand, dass die Bevölkerung der Region einen Handel wirtschaftlicher Produkte mit Damaskus ablehnt.

Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien rechnet mit Verlusten von rund 19 Billionen syrischen Lira. Der vollständige Bericht ist unter folgendem Link abrufbar: