Mutter Emîne – Von Anfang an Teil der Revolution

Emîne kämpfte zu den schlimmsten Zeiten in Kobanê. Sie gab nicht auf und arbeitete mit ihrer gesamten Familie im Widerstand. Heute nimmt sie mit der Entschlossenheit des ersten Tags an der Verteidigung der Revolution teil.

Wir haben sie im Widerstand von Kobanê kennengelernt. So wie jeder Krieg seine Kommandant*innen schafft, so schafft er auch viele Held*innen, deren Taten und Namen meist unbekannt bleiben. Eine dieser Held*innen des Kampfes um Kobanê ist Mutter Emîne.

Als der IS die Stadt stürmte und viele Orte eingenommen hatte, wandten sich die Kameras der Region entlang der Grenze zu. Mutter Emîne schrie es dort hinaus: „Wir werden unsere YPG und YPJ nicht verlassen. Solange wir auch nur noch einen Tropfen Blut haben, folgen wir ihrem Weg.“

Und wirklich, sie hat nicht aufgegeben, sie hat Widerstand an der Grenze geleistet, und sie hat Widerstand in der Stadt geleistet. Sie hat für die verletzten Kämpfer*innen auf dem Feuer Essen gekocht und ihre Wunden gepflegt. So hat sie Widerstand geleistet. Immer wenn wir sie sahen, stand sie an ihrem Ofen. Ihre Augen waren immer voller Überzeugung und Hoffnung und sie gab den verletzten Kämpfer*innen, die sie immer als „meine Kinder“ bezeichnete, Moral.

Es reichte uns, an ihrer Seite zu sein“

Ihr Ehemann, ihre Kinder, ihre Schwiegertochter leisteten gemeinsam unter den Bomben des IS Widerstand. Wir besuchen Mutter Emîne vier Jahre später im Dorf Gabelek in Kobanê. Wie in den schwersten Tagen empfängt sie uns mit ihrem Strahlen in den Augen und wir wenden uns einem tiefen Gespräch über die damalige Zeit und die Entwicklungen heute zu. Emîne bezeichnet den Tag, an dem die Angriffe auf Kobanê begannen, als „schwarzen Tag“ und den Widerstand als „Tage der Würde“. Emîne erzählt uns, dass sie vor dem Krieg von Kobanê niemals eine Waffe in die Hand genommen hatte, aber nachdem sie den Widerstand der YPG und YPJ gesehen hatte, habe sie sich dafür entschieden, sich hinter sie zu stellen. Sie sagt: „Sie haben sich in die Stellungen begeben und uns mit ihren Körpern geschützt. Der IS hatte alles von uns zur legitimen Beute erklärt. Wir hatten nichts anderes als unsere YPG und YPJ. Eine Weile waren wir an der Grenze. Nachdem die Kämpferinnen und Kämpfer ein paar Straßen gesichert hatten, konnten wir in die Stadt zurückkommen. Wir haben alles was wir konnten versucht zu tun. An ihrer Seite zu sein, reichte uns aus.“

Es gab nichts Schwieriges“

Emîne, die sich in den Kriegstagen um die verletzten Kämpfer*innen kümmerte, ihre Kleider wusch, ihnen Essen kochte und ihre Wunden versorgte, bat nach einer Weile ihre Schwiegertochter, die nach Pirsûs (Suruç) gegangen war, um Hilfe. Emînes Schwägerin kommt zusammen mit ihrem drei Monate alten Baby und kümmerte sich um die Verwundeten. Wenn wir sie nach diesen Tagen fragen, sagt Hemîde: „Wenn ich an diese Freundinnen und Freunde denke, dann tut es mir im Inneren sehr weh.“ Sie kann kaum sprechen, aber dennoch erzählt sie uns in einigen Sätzen von jenen Tagen: „Dort, wo wir waren, gab es eine Gruppe Freundinnen und Freunde. Es handelte sich um Derwêş, Asmîn, Rojin und Numan. Ich war ihnen zur Hilfe gekommen. Was ihre Aufgabe war weiß ich nicht genau, aber ich glaube, sie haben Sprengkörper angefertigt. Als sie sehr müde waren, sagte ich, dass ich ihnen helfen wolle. Sie sagten, ich könne das nicht, das sei sehr schwer. Ich sagte ‚Es gibt nichts Schweres‘. Sie spielten dann mit meinem drei Monate alten Sohn Amed und ich half ihnen mit allem, was mir möglich war.“

Wir ziehen unsere Kraft aus dem Vorsitzenden Apo“

Auch Emînes Ehemann befand sich im Krieg an der Front. Er erinnert daran, dass nach dem Sieg von Kobanê viele Städte in Syrien befreit worden sind. Er kommt auf Efrîn zu sprechen und sagt: „Der Feind soll sich nicht freuen. Sie sollen sich in keiner Weise freuen Efrîn eingenommen zu haben. Wir werden sie niemals in Efrîn akzeptieren. Und wenn sie uns alle umbringen, wir werden ihnen Efrîn dennoch nicht überlassen. Sie bombardierten Efrîn Tag und Nacht aus 72 Flugzeugen und sagen dann, wir haben die Stadt eingenommen. Sie sollen sich nicht freuen …“

Im Moment ist ein Sohn bei der YPG, ihre Tochter bei den Asayisch, ihr Ehemann produziert für die YPG und Emîne selbst arbeitet in den gesellschaftlichen Verteidigungskräften, den HPC. Wenn man sie fragt, woher sie die Kraft für all das nimmt, dann antwortet sie ohne zu zögern: „Wir haben unsere Kraft aus der Philosophie des Vorsitzenden Apo gezogen. Wir haben seine Worte, die er uns vor 20, 25 Jahren mit auf den Weg gegeben habt nicht nur in unserem Kopf, sondern tragen sie in unserem Herzen. Wir ziehen unsere größte Kraft aus dem Vorsitzenden Apo.“