Der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) Mazlum Abdi Kobanê fordert die internationale Gemeinschaft auf, „radikale Lösungen“ für die IS-Gefangenen in Nord- und Ostsyrien zu finden. Am Sonntagabend haben inhaftierte Mitglieder der dschihadistischen Miliz in einem Gefängnis in Hesekê einen Aufruhr angezettelt. Einige konnten zunächst fliehen, wurden aber später gefasst. Unmittelbar nach dem Vorfall rückten weitere Sicherheitskräfte an, die Umgebung des Gefängnisses wurde von Antiterroreinheiten der QSD umstellt, die Anti-IS-Koalition unterstützte durch Luftüberwachung. Seit Montagnachmittag ist die Lage wieder unter Kontrolle.
Etwa 5.000 IS-Gefangene aus 50 verschiedenen Staaten sind in dem Komplex im Stadtteil Xiwêran inhaftiert. Weitere 7.000 befinden sich in anderen Gefängnissen der Region, hinzu kommen Zehntausende IS-Anhänger in verschiedenen Camps. Doch die Autonomiebehörden und die QSD werden mit dem Problem allein gelassen, die Heimatländer kommen ihrer Verantwortung für die eignen Bürger nicht nach.
Kobanê fordert, dass die Last der IS-Gefangenen nicht nur auf den Schultern der Autonomieverwaltung und ihrer Institutionen liegt. „Unsere Verbündeten müssen eine schnelle und radikale Lösung für dieses internationale Problem finden“, schrieb der QSD-Kommandant bei Twitter.
Ulla Jelpke: Materielle Hilfe für Versorgung und Bewachung
Die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, kritisierte, dass die Bundesregierung und andere europäische Regierungen sich weiterhin dagegen sperren, ihre Staatsbürger, die sich dem IS angeschlossen haben, aus den syrischen Gefängnissen zu holen, um sie in ihren Herkunftsländern vor Gericht zu stellen. „Tatsächlich war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu so einer Revolte kommen musste. Denn die Regierungen der Anti-IS-Allianz haben die syrischen Kurden nach dem militärischen Sieg über den IS vor einem Jahr in Stich gelassen und alle Hilferufe bezüglich zehntausender gefangener IS-Kämpfer und ihrer Angehörigen tatenlos verhallen lassen“, sagte die Politikerin.
Jelpke fordert zudem, dass der nordostsyrischen Autonomiebehörde materielle Hilfe für die Versorgung und Bewachung der vielen IS-Gefangenen geleistet wird. „Denn große Internierungslager wie das Camp al-Hol, in dem Zehntausende IS-Angehörige gefangen sind, stellen tickende Zeitbomben da. Es besteht die Gefahr, dass von dort noch wesentlich mehr gefährliche Terroristen entkommen können und ihren Weg nach Europa finden.“