Ignoriert von der Weltöffentlichkeit haben die türkische Armee und ihre dschihadistischen Söldner in den vergangenen Tagen ihre Angriffe auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) noch einmal deutlich intensiviert. In Ain Issa verübten die die Besatzungstruppen in der vergangenen Nacht ein Massaker.
Bei dem Angriff auf die Ortschaft Al-Shirka (El Şirkê) am östlichen Stadtrand von Ain Issa wurden drei Menschen aus derselben Familie getötet. Es handelt sich um eine 60-Jährige und ihre drei und zehn Jahre alten Enkel. Die Mutter der Kinder wurde schwer verletzt, ebenso zwei weitere Kinder im Alter von zwölf und fünf Jahren. Sie wurden in ein Krankenhaus in Raqqa gebracht, wo sie notoperiert werden. Angaben zu ihrem Zustand machte die Klinik bisher nicht.
Das Video zeigt die Unterkunft der Familie nach dem Angriff | © ANHA
Ain Issa gehört seit Jahren zu den bevorzugten Angriffszielen der türkischen Armee und ihrer islamistischen Proxy-Truppen. Die Kleinstadt befindet sich südlich der türkischen Besatzungszone um Girê Spî (Tall Abyad) und ist als Verbindungsglied zwischen den selbstverwalteten Regionen Euphrat (Kobanê) und Cizîrê von strategischer Bedeutung, da sie an der wichtigen Autobahn M4 liegt, die Nordsyrien wie eine Lebensader durchzieht und bereits für den IS eine strategische Versorgungsroute darstellte. Im Fadenkreuz der Invasionstruppen liegt Ain Issa seit 2019.
Unmittelbar nach der Besatzung von Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî im Oktober vor vier Jahren wurde ein Zermürbungskrieg gegen Ain Issa eingeleitet; Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. Die Bombardements richten sich vornehmlich gegen zivile Siedlungen, Dutzende Dörfer in der Region sind durch das kriegerische Vorgehen des NATO-Partners Türkei bereits zerstört und entvölkert worden. Auch Positionen der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) werden immer wieder unter Beschuss gesetzt. Die internationale Gemeinschaft ignoriert die Verbrechen der Türkei in ihrem Nachbarland.
Die Dokumentationsstelle für Verstöße gegen die Waffenstillstands- und Deeskalationsabkommen, die zwischen den Garantiemächten Russland und den USA mit der Türkei nach dem letzten Angriffskrieg gegen die AANES im Oktober 2019 vereinbart wurden, hat seither allein in Ain Issa mindestens 118 tote und verletzte Zivilpersonen infolge von Angriffen der türkischen Armee und ihrer Islamisten gezählt. Eine türkische Luftoffensive im vergangenen November legte zudem weite Teile der Infrastruktur in Schutt und Asche.