Keine Unterstützung von internationalen Organisationen für Efrîn

170.000 Bewohner*innen Efrîns, die nach den invasiven Angriffen des türkischen Staates nach Şehba geflohen sind, beklagen, keine Hilfe von internationalen Organisationen zu erhalten.

Mit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges des türkischen Staates gegen den nordsyrischen Kanton Efrîn am 20. Januar hat sich die Bevölkerung Efrîns zwei Monate lang entschlossen gegen die genozidalen Attacken des Militärs und seinen vom IS, al-Qaida und al-Nusra rekrutierten Dschihadisten widersetzt. Um weitere Massaker an der Zivilbevölkerung zu verhindern, hatte die Kantonsverwaltung entschieden, die Bewohner*innen Efrîns nach Şehba zu evakuieren. Seit dem 18. März leben über 170.000 Menschen unter den schwierigsten Bedingungen in den Dörfern der Bezirkskreise Fafinê, Til Rifat, Ehres und Kefernayê sowie in Dörfern der Region Şêrawa.

Allein mit der Kleidung, die sie am Körper trugen, hatten die Menschen ihr zu Hause aufgrund der anrückenden Besatzer verlassen. Jetzt setzten sie ihren Widerstand mit der Unterstützung des kurdischen Volkes und den mit ihnen solidarischen Menschen fort.

Mit Spenden aus Nordsyrien und Europa wurden in Şehba mit begrenzten Mitteln zwei Flüchtlingslager errichtet. Im Camp Berxwedan fanden etwa 1.000 Familien Unterschlupf. In dem noch nicht ganz fertiggestellten Serdem-Camp, der zweiten in Selbstverwaltung errichteten Zeltstadt in Şehba für die vertriebene Zivilbevölkerung aus Efrîn, haben die Geflohenen bereits begonnen sich niederzulassen. Die meisten Geflüchteten leben jedoch in den umliegenden Dörfern in verfallenen Gebäuden oder Innenhöfen.

Im Berxwedan-Camp geht der Widerstand weiter. Trotz den begrenzten Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, halten die Menschen an ihrem Kampf für ihre besetzte Heimat fest. Von internationalen Hilfsorganisationen habe sie bisher keine Unterstützung erreicht. Lediglich Spenden von Kurd*innen haben das Camp unter schwierigsten Umständen erreichen können, sagen die Bewohner*innen.

Die 70-jährige Fatme Ebdulah aus dem Dorf Beradê in Şêrawa erzählt uns, dass sie, wie viele andere Menschen auch, lediglich mit der Kleidung, die sie trug, ihr zu Hause verlassen musste. „Als die Bomben einschlugen, wachten mein Mann und ich auf und retteten uns nach draußen. Unser Hab und Gut, unser Haus, alles wurde geplündert und zerstört. Jetzt leben wir in diesem Lager. Wir sind den Freund*innen, die versuchen unsere notwendigen Bedürfnisse zu erfüllen, dankbar, aber es ist einfach zu warm. Der Sommer nähert sich und es wird Bedarf an Dingen geben, deren Organisierung von den Freund*innen nicht bewältigt werden kann. Bisher hat uns außer ihnen niemand geholfen“, sagt Fatme Ebdulah.

Mihemed Cemil berichtet, dass es einen Mangel an Medikamenten und Pflegemitteln gibt. Auch er gibt an, keine Hilfe von internationalen Organisationen zu erhalten. „Wir sind in Vergessenheit geraten“, klagt Cemil.

Eine alte Frau namens Fidan nähert sich uns. Sie erzählt uns, vor etwa einem Monat ihr Haus verlassen und seither nicht geduscht zu haben. Dem schließt sich Ehmed Heyder an. Es herrsche großer Mangel an Wasser, berichten die Menschen.

Zeynep Hesen erzählt uns, dass sie gemeinsam mit ihrer Familie zunächst in den Ruinen eines verfallenen Hauses in Ehres Unterschlupf fanden, das Leben dort sei jedoch nicht möglich gewesen. „Je wärmer es wird, desto mehr steigen unsere Bedürfnisse. Ihr seht es selbst, überall im Camp gibt es Kinder. Wegen der Hitze sind einige von ihnen bereits erkrankt. Wir können sie nicht waschen, da das Wasser begrenzt ist. Sobald es noch wärmer wird, werden sich ernsthafte Krankheiten ausbreiten“, so Hesen.