KCDK-E: Dringender Aufruf für Efrîn

Der europaweit tätige kurdische Dachverband KCDK-E ruft dazu auf, „in dieser kritischen Phase“ unbedingt auf die Straßen zu gehen und auf demokratische Weise die europäische Öffentlichkeit für die Situation in Efrîn zu sensibilisieren.

Am 50. Tag der Angriffe des türkischen Staates mit Unterstützung von Al-Qaida-, Al-Nusra- und IS-Milizen auf den nordsyrischen Kanton Efrîn hat sich der kurdische Dachverband KCDK-E mit einem dringenden Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt.

In einer heute herausgegebenen Erklärung verweist der KCDK-E auf die Situation in Efrîn. Vor der türkischen Militärinvasion sei die Stadt einer der ruhigsten Orte Syriens gewesen, an dem Zehntausende Menschen aus den umkämpften Gebieten des Landes Zuflucht gefunden hätten. Unter UN-Aufsicht seien dort Flüchtlingslager errichtet worden, so der KCDK-E.

Weiter heißt es in der Erklärung:

„Russland hat den Angriff des türkischen Staates auf Efrîn unterstützt und befürwortet, indem die russischen Soldaten aus Efrîn und Umgebung abgezogen wurden. Die USA  haben erklärt, dass die Zusammenarbeit mit den Kurden gegen den IS nur die Ostseite des Euphrat betreffe und sie sich in die Besatzung Efrîns nicht einmischen werden. Somit haben auch die USA deklariert, der türkischen Besatzung zuzustimmen.

Die Vereinten Nationen haben von Beginn an die Massaker an der Zivilbevölkerung, die Bombardierungen von Dörfern und die Zerstörung von Häusern, mit denen eine Fluchtbewegung ausgelöst werden sollte, ignoriert und sich somit zu Komplizen dieser Verbrechen gemacht. Es haben zwei Sitzungen des UN-Sicherheitsrates stattgefunden, um die Zivilisten im Krieg in Syrien zu schützen. Beide Male wurde kein expliziter Beschluss zu Efrîn und der dortigen Zivilbevölkerung gefasst.

Der türkische Staat erhält nicht nur politische Unterstützung von den UN, den USA und der EU. Beim Angriff auf Efrîn werden NATO-Waffen, US-Flugzeuge und deutsche Leopard-Panzer eingesetzt.

Dieser Krieg, den die UN, die USA, Russland und die EU mit Verweis auf ‚türkische Sicherheitsbedenken‘ zu legitimieren versuchen, findet jedoch weltweit Beachtung. An vielen Orten Europas wird das Schweigen gebrochen und auf verschiedene Weise gegen die türkische Invasion protestiert. Während die Staaten diese befürworten, deklarieren die westliche Öffentlichkeit und die Medien eine Unterstützung des kurdischen Volkes gegen die türkisch-islamistische Besatzung. Die Solidarität in der Öffentlichkeit ist durch die ständigen Aktivitäten der Kurdinnen und Kurden in Europa und anderen Teilen der Welt möglich geworden.

Um diese Solidarität zu vergrößern und die europäische Öffentlichkeit, Politiker*innen mit einem Gewissen und Einrichtungen in Bewegung zu versetzen, muss der Einsatz weiter verstärkt werden.

Am 50. Tag der Besatzung stehen die türkische Armee Al-Qaida- und IS-Milizen zwei Kilometer vor der Stadt Efrîn. Seit heute werden die anliegenden Dörfer und die Außenbezirke mit türkischen Kampfflugzeugen und Panzern bombardiert. Wenn die UN und die internationalen Kräfte nicht sofort intervenieren, ist ein Massaker an der Zivilbevölkerung unausweichlich.

Die Bevölkerung Efrîns hat in diesem unter sehr ungleichen Bedingungen geführten Krieg einen heldenhaften Widerstand geleistet und 50 Tage lang gegen die zweitgrößte NATO-Armee gekämpft. In diesem Moment hat sich der Krieg vollkommen auf Efrîn konzentriert und ist in eine kritische Phase getreten. Der türkische Staat plant, Efrîn einhergehend mit Bombardierungen, Massakern und Plünderungen zu entvölkern und anschließend die Besatzung zu vollenden.

Unser in Europa lebendes Volk und seine Freund*innen müssen in dieser kritischen Phase unbedingt auf die Straßen gehen und ihren demokratischen Protest zum Ausdruck bringen, um die europäische Öffentlichkeit in Bewegung zu versetzen. Unser Volk muss seinen von Beginn an gezeigten Einsatz noch mehr verstärken und aktiv bleiben, bis ein Ergebnis erzielt wird.

Efrîn gehört den Menschen aus Efrîn. Dieser Kampf wird weitergehen, bis die türkischen Besatzer und die dschihadistischen Milizen aus Efrîn verschwunden sind.“