Nach dem türkischen Drohnenangriff auf ein Haus in einem Dorf südlich von Kobanê ist eine 18-Jährige im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Wie das Gesundheitskomitee der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) am Dienstagabend mitteilte, handelt es sich bei dem Opfer um die älteste Tochter der Familie Abdo. Durch ihren Tod steigt die Zahl der Getöteten auf zehn.

Ronîda Osman Abdo war durch den Luftschlag von Sonntagnacht in der Ortschaft Berxbotan schwer verletzt worden und lag seither auf der Intensivstation einer Klinik in Kobanê. Sieben ihrer Geschwister – das jüngste der Kinder war erst acht Monate alt und das zweitälteste 15 Jahre – sowie die Eltern (39 und 42 Jahre) waren nach dem Angriff nur noch tot geborgen worden. Sie wurden gestern in Kobanê beigesetzt.

Das Gesundheitskomitee äußerte sich bestürzt und bewegt zum Tod der 18-Jährigen. Durch das „Massaker“ sei eine Familie nahezu vollständig „ausgelöscht“ worden. Als einzige überlebte die neunjährige Narîn den Drohnenangriff. Sie liegt weiterhin im Krankenhaus. Nach Angaben der Klinikleitung sei ihr Zustand aber nicht mehr kritisch.

Unbeachteter Drohnenkrieg

Türkische Drohnenangriffe gehören seit Jahren zur Routine in Nord- und Ostsyrien. Die Türkei führt einen von der internationalen Öffentlichkeit weitgehend unbeachteten Drohnenkrieg gegen die Autonomieregion und begründet dies damit, „Terrorismus“ bekämpfen zu wollen. Damit verstößt der NATO-Staat gegen das Völkerrecht, doch Folgen haben diese Drohnenangriffe für Ankara nicht. Seit dem Sturz des syrischen Langzeitherrschers Baschar al-Assad Anfang Dezember und der Machtübernahme der Dschihadistenallianz „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) in Damaskus eskaliert der türkische Drohnenterror gegen Nord- und Ostsyrien.

Foto: Beerdigung von neun Mitgliedern der Familie Abdo am Dienstag in Kobanê © ANHA