Der neue US-Präsident Joe Biden versucht sich durch Luftangriffe auf pro-iranische Milizen im Osten Syriens zu profilieren. Wie das US-Verteidigungsministerium erklärte, wurden „mehrere Einrichtungen“ an einem Grenzübergang in Syrien angegriffen. Dieser Grenzübergang habe den iranischen Milizen als Schleusungspunkt gedient. Unbestätigten Berichten zufolge sei unter anderem der Luftwaffenstützpunkt Imam Ali an der irakischen Grenze bei al-Bukamal ein Ziel der Angriffe gewesen. Es seien dort Einrichtungen der schiitischen Kata’ib Hezbollah (KH) und Kata’ib Sayyid al-Shuhada (KSS) getroffen worden. US-Quellen berichten gegenüber CNN, es habe bei dem Angriff mehrere Tote gegeben, al-Jazeera spricht von 17 toten Milizionären.
„Vergeltung“ für Raketenangriff auf Hewlêr
Das Verteidigungsministerium bezeichnete die Aktion als „verhältnismäßige“ Antwort auf US-Soldaten und ihre Verbündeten im Irak. Vergangene Woche war ein ziviler Mitarbeiter der Internationalen Anti-IS-Koalition bei einem Raketenangriff auf Hewlêr in Südkurdistan getötet worden. Insgesamt sollen bei dem Angriff 14 Raketen abgefeuert worden sein. Eine dubiose Gruppe, die sich Awliya al-Dam ‒ oder die Wächter des Blutes ‒ nennt, übernahm die Verantwortung für den Angriff und kündigte an, weiterhin US-amerikanische Kräfte im Irak anzugreifen.
Machtpolitisches Signal der US-Regierung
Die US-Regierung verfolgt mit diesem Angriff vermutlich mehrere Interessen. Einerseits ist zu beachten, dass die USA mit Teheran Gespräche über das Atomprogramm beginnen möchte. Daher kann die Aktion als Machtdemonstration und als Verdeutlichung der eigenen Position verstanden werden. Wichtiger noch dürfte sein, dass die USA zeigen, dass sie weiterhin nicht bereit sind, einen „schiitischen Korridor“ von Teheran nach Beirut zu dulden. Der Iran versucht über den Irak, die mit ihm eng Verbündeten dortigen Hashd al-Shaabi (Volksmobilisierungsmilizen), das vom Iran abhängige Baath-Regime in Syrien bis zu Hisbollah im Libanon, einen Machtkorridor mit Zugang zum Mittelmeer zu schaffen. Dies versuchen die sunnitischen Regionalmächte wie auch die USA mit aller Macht zu verhindern.