Mehreren irakischen Familien mit Verbindungen zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) ist offenbar die Flucht aus dem Auffanglager Hol im Nordosten von Syrien gelungen. Klassisch schnitten die Internierten den Drahtzaun durch und nutzten nebeliges Wetter aus, um bei der Witterung zu fliehen, wie aus Kreisen der Inneren Sicherheit (Asayîş) verlautete. Diese hatte am Montagmorgen eine Reihe von Zelten in dem Lager nahe Hesekê verlassen vorgefunden und umgehend eine Fahndung eingeleitet.
Drei IS-Anhängerinnen konnten demnach noch innerhalb von Camp Hol gefasst werden. Wie viele Personen am Ende flüchten konnten, ist noch unklar. Das Asayîş-Kommando hat Anweisungen erteilt, die Sicherheitsmaßnahmen in dem Lager aufzustocken und verstärkt Präsenz zu zeigen. Die Campverwaltung arbeitet mit Hochdruck daran, den Zaun um Hol aufzurüsten.
Vor knapp zwei Wochen sind mehrere Personen mit IS-Bezug aus Camp Hol geflüchtet. Ermöglicht worden war dies durch gezielte Luftangriffe der türkischen Armee auf Sicherheitsposten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Bei den Luftangriffen waren acht Kämpfer getötet worden, die für die Sicherheit des Lagers zuständig waren.
Camp Hol
Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet und ist so groß wie eine Stadt. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS durch die QSD im März 2019 gilt das Lager als tickende Zeitbombe und Brutstätte des IS, da es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt wird, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten. Die Gesamtzahl der Bevölkerung in dem Lager liegt derzeit bei etwa 55.000. Bei mehr als der Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner handelt es sich um Binnenvertriebene aus dem Irak, die meisten von ihnen sind Kinder.