IS-Chef Baghdadi von QSD umzingelt?

Etliche Expert*innen und Verantwortliche im Irak haben erklärt, dass sich der IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi in der Gemeinde Hajin in Syrien aufhält. Dieses Gebiet ist von Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) eingekreist worden.

Baghdadi soll laut Berichten nur noch mit wenigen IS-Mitgliedern in Verbindung stehen. Nur die Allerwenigsten kennen seinen wirklichen Aufenthaltsort. Baghdadi hält sich in der Nähe des engsten Führungszirkels auf, wird vermutet. Einer der engsten Vertrauten Baghdadis, Iyad el-Cemili, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder in Bukemal und Mayadin in der Nähe von Hajin gesehen. In den Videos des IS wird Baghdadi immer noch als „unser Scheich“ bezeichnet. Das setzt nach der zweifelhaften Interpretation des IS voraus, dass weiterhin ein Territorium besteht, dass der „Kalif“ kontrolliert.

Die ersten und letzten Aufnahmen von Baghdadi entstanden 2014 in Mosul. Damals rief Baghdadi nach der Einnahme von Mosul das Kalifat aus. Danach wurde immer wieder spekuliert, Baghdadi sei getötet oder verletzt worden. Nach dem Erscheinen einer Tonbandaufnahme vom 28. September 2017 wurde allerdings der Verdacht des Todes Baghdadis weitgehend zerstreut. Das russische Verteidigungsministerium hatte erklärt, es gäbe keine sicheren Beweise dafür, dass Baghdadi getötet worden sei. Die USA setzen weiterhin 25 Millionen Dollar für die Ergreifung von ihm aus.

Befindet er sich in Hajin?

Der Generaldirektor der Antiterror-Abteilung des Innenministeriums in Bagdad, Abu Ali al-Basri, erklärte, dass sich Baghdadi möglicherweise in Hajin verstecke. Viele andere Experten, wie der Wissenschaftler und Verantwortliche für Medien im Krieg im Irak Said el-Ceyyaşi meinen, Baghdadi halte sich an einem Ort in der Nähe der irakischen Grenze auf, der immer noch unter IS-Besatzung steht. Wenn Baghdadi noch am Leben sei, dann sei der beste Ort um sich zu verstecken, das irakisch-syrische Grenzgebiet an den Ufern des Euphrat. Hişam al-Haşimi, der Zuständige der irakischen Regierung für „dschihadistische Gruppen“ erklärte, dass sich Baghdadi in der IS-Provinz „Euphrat“ aufhalten würde. Er spricht ebenfalls von der Region um Hajin als wahrscheinlichstes Versteck. Der IS hat massiv an Territorium verloren, und die Möglichkeiten der Führung werden immer eingeschränkter. Im Süden des Euphrat steht die syrische Armee, die Verbindung zum Irak ist abgeschnitten und die Regionen im Norden wurden von den QSD vom IS befreit.

Die Gemeinde Hajin und die Offensive „Gewittersturm Cizîrê“

Im Rahmen der Offensive "Gewittersturm Cizîrê" wurde ein ziemlich großes Gebiet durch die QSD vom IS befreit. Diese Offensive wurde durch den Angriff der Türkei auf Efrîn am 20. Januar unterbrochen. Nach einer Pause konnte die Offensive am 1. Mai wieder aufgenommen werden. Die QSD rückten seitdem 20 Kilometer vor und stehen nun am Euphrat-Tal entlang der irakischen Grenze. Es ist das letzte Dorf an der Grenze zum Irak. Nach Angaben von Şêrgo Hesekê, einer der Kommandant*innen der Operation, wird der IS nach Einnahme des Dorfes vollständig umzingelt sein.

Das größte Zentrum der Region, Hajin, ist ebenfalls nur fünf Kilometer entfernt. Dort befinden sich demnach viele Führungskader des IS, die sich unter der Zivilbevölkerung zu verstecken versuchen.

Nur noch ein Dorf, bis zum Ende der Territorialherrschaft des IS

Hesekê sagt gegenüber ANF: „Das Euphrat-Gebiet, in dem wir unsere Operation durchführen, ist etwa 30 Kilometer lang. Wir sind dabei, dem IS den Zugang zur Grenze abzuschneiden. Es gibt in der Region, abgesehen von Hajin, keine weitere größere Siedlung. Deshalb benutzen die Banden den Ort als Hauptquartier. Unsere Kräfte sind von dort 6–7 Kilometer entfernt. Die Operation geht weiter … Hier befindet sich das letzte Gebiet, von dem aus der IS seine Logistik und seinen Munitionsnachschub organisieren kann. Außerdem wissen wir, dass eine Vielzahl von IS-Führern hierher geflohen sind und sich hier versteckt. Daher wird die Befreiung dieses Ortes das Ende des IS bringen.“