Internationale Gemeinschaft lässt Hol-Camp im Stich

Internationale Institutionen hatten angekündigt, im Camp Hol in Nordsyrien ein Quarantänezentrum zu errichten. Bisher ist nichts dergleichen geschehen.

Das Coronavirus hat mittlerweile Nordostsyrien erreicht. Das Gesundheitskomitee der selbstverwalteten Region hat vergangene Woche zwei bestätigte Infektionsfälle in Hesekê bekanntgegeben. In Nordostsyrien befindet sich auch das Camp Hol, in dem unter anderem etwa 40.000 IS-Frauen und ihre Kinder interniert sind.

Der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurd) und die Camp-Leitung von Hol versuchen, das Camp so gut wie möglich zu desinfizieren und die Bewohner*innen über Schutzmaßnahmen zu informieren. Eine alternative Unterbringung ist aufgrund der Gefahr, die von den IS-Frauen ausgeht, und der fehlenden Verantwortungsübernahme der Herkunftsländer der Dschihadistinnen nicht möglich.

Raman Oso von Heyva Sor a Kurd erklärt: „Wir führen im Camp Tests durch. Bis jetzt sind keine positiven Fälle festgestellt worden.“ Er kritisiert die internationale Gemeinschaft, sich nicht an ihr Wort zu halten und ein Quarantänezentrum im Lager zu errichten: „Obwohl Monate vergangen sind, seit die internationalen Institutionen versprochen hatten, ein solches Zentrum einzurichten, haben sie sich bisher nicht an ihr Wort gehalten. Wir wissen nicht, warum sie wortbrüchig sind.“


Oso gibt an, dass aus eigenen Mitteln ein Quarantänezentrum mit fünf Betten eingerichtet wurde, aber dies nicht ausreiche. Es gebe die Kapazität, etwa 450 zusätzliche Kranke täglich zu versorgen. Oso warnt, dass bei Ausbruch der Pandemie im Camp große Probleme entstehen.