In Til Koçer werden Tabus überwunden
Das Kulturzentrum von Til Koçer hat sich zum Ziel gesetzt, die arabische Kultur wieder aufleben zu lassen. Durch kontinuierliche Vertrauensbildung konnten religiöse und traditionelle Tabus überwunden werden.
Das Kulturzentrum von Til Koçer hat sich zum Ziel gesetzt, die arabische Kultur wieder aufleben zu lassen. Durch kontinuierliche Vertrauensbildung konnten religiöse und traditionelle Tabus überwunden werden.
In Til Koçer (al-Yarubiyah) im Gouvernement Hesekê leben neben vielen verschiedenen arabischen Stämmen wie El-Şamar, Cewali, Şarbi, Beni Sebi, Ceburi, Tel-Tayi und El-Hadidi auch mehrere kurdische Familien. Die kulturelle Vielfalt der Gemeinde wurde zur Zeit der syrischen Regierung kaum beachtet. Während der Besatzung durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) ist die kulturelle Struktur der Region fast vollständig vernichtet worden.
Am 26. Oktober 2013 wurde Til Koçer von den YPG und YPJ aus den Händen der Dschihadistenmiliz befreit. Mit dem Aufbau von Räten und Kommunen erwachte die Gemeinde zu neuem Leben.
Das erste Kulturzentrum in der Geschichte der Gemeinde
Das Kunst- und Kulturzentrum von Til Koçer wurde gegen Ende des Jahres 2016 eröffnet. Es stellt einen Ort dar, an dem der Schwerpunkt auf die Entwicklung und Organisierung der arabischen Kultur und der anderen in der Region lebenden gesellschaftlichen Gruppen gelegt wird. Adnan Mustafa ist Theaterlehrer im Kulturzentrum. Es sei das erste Kulturzentrum in der Geschichte der Gemeinde und habe große Bedeutung, sagt er. „Dieser Schritt war mit Blick auf die kulturellen und künstlerischen Aktivitäten in der Region ein historischer Schritt. Denn bis zu seiner Eröffnung hatte es in der Gemeinde noch nie irgendeine Art von Kulturzentrum gegeben.“
Die Verhaltensmuster, Tabus und Schwierigkeiten der Stämme
Mazlum Ali aus der Leitung des Kulturzentrums berichtet, dass die Menschen in der Region lange aus tradierten Verhaltensmustern der Stämme heraus und unter Einfluss des Islam davor zurückschreckten, ihre Kinder in diese Zentren zu bringen. „Der Fleiß der Mitglieder des Kulturzentrums, die Treffen, die sie durchgeführt haben und die Hausbesuche bei der Bevölkerung der Gemeinde haben diese Tabu-Mauern eingerissen. Nun hat die Bevölkerung langsam damit begonnen, das Kulturzentrum zu besuchen“, so Ali.
Mehr Mädchen als Jungen in den Kulturgruppen
Mittlerweile hat das Kulturzentrum 134 aktive Mitglieder, die in verschiedenen Bereichen Gruppen gebildet haben. An der Theater-, Musik- und Folklore-Gruppe „Kinder der Freiheit“ nehmen 100 Kinder teil. Zehn Jugendliche arbeiten in der Tanzgruppe „Şehîd Uqab Şengal“, während 13 weitere Jugendliche in der Musik- und Folkloregruppe „El-Cezîrê“ aktiv sind. Sechs von den elf Mitgliedern der Theatergruppe „Şehîd Aziz“ sind Jugendliche.
Mazlum Ali und Mişel Hisên, Verantwortlicher der Tanzgruppe „Şehîd Uqab Şengal“, betonen, für die Wiederbelebung und den Schutz der arabischen Kunst und Kultur arbeiten und bereits viele Auftritte vorgeführt haben. Gleichzeitig werden für die Entwicklung der Handwerkskunst Werkstätten und Kurse eröffnet. Insbesondere in den Sommerferien werden Kunst- und Kulturkurse für Kinder und Jugendliche angeboten.
Etwa 60 Prozent der Teilnehmer*innen seien weiblich, berichtet Ali. Jede Gruppe erhält dreimal die Woche Unterricht.
Lied von Kindern Til Koçers für Kinder von Efrîn
Die Gruppe „Kinder der Freiheit“ hat das Lied „Frieden für Efrîn“ komponiert. Das Stück über das Leid und den Widerstand der Kinder von Efrîn soll auf dem Kinderfestival von Cizîrê aufgeführt werden, das in den nächsten Tagen stattfinden wird.